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1. Unser Vaterland - S. 232

1900 - Berlin : Bruer
— 232 — Teils durch den Widerstand der lombardischen Städte auf seinem Zuge uach dem Süden aufgehalten, teils um die Rüstungen der Ghibellinen in Italien abzuwarten, deren Hilfe willkommen schien, hatte Konradin drei Monate lang thatenlos in Verona verweilt und die anfängliche Begeisterung seines Heeres kühlte sich darüber sehr ab. Viele kehrten nach Deutschland zurück, so daß Konradin nur mit 3000 Deutschen bis nach Rom gelangt war. Ein mächtiger Zufluß an sizi-lischen Ghibellinen vergrößerte zwar das zusammengeschmolzene deutsche Heer, aber die Franzosen waren ihm doch an Zahl weit überlegen. So war Konradin bis nach den Abruzzen gekommen und hatte sich bei dem Städtchen Tagliacozzo gelagert. Dort griff ihn das französische Heer an, und die Deutschen glaubten schon den Sieg errungen zu haben, als 800 französische Ritter aus dem Hinterhalte hervorbrachen und ihnen eine völlige Niederlage bereiteten. Konradin selbst mußte sich durch die Flucht retten, fand aber schon in Rom die Volks-stimnrung so verändert, daß er sich nach Astnra wandte, von dort aus in Sizilien Sicherheit zu finden. Ein Römer, Johann Frangipani, der dem Kaiser Friedrich viele Wohlthaten verdankte, nahm Konradin mit den ©einigen gefangen und lieferte alle gegen großen Lohn an Karl von Anjou aus. Damit war das Geschick des unglücklichen Königssohnes entschieden. Unter einem Schein des Rechts berief Karl einen Gerichtshof, der Konradin und seine Getreuen als Empörer zum Tode verurteilen sollte. Ein einziger der berufenen Richter, der knechtisch gesinnte Kanzler Robert von Bari, stimmte für den Tod Konradins, der nur sein gutes Recht gegen den französischen Eindringling verteidigen wollte. Darauf hin sprach Karl selbst das Todesurteil über alle Gefangenen aus; es sollte auf dem Marktplatze zu Neapel vollzogen werden. Vergeblich warnte der Papst und die Kardinäle gegen solche Blutthat, und das zu erwartende furchtbare Schauspiel hatte das Mitleid des Volkes so erregt, daß Karl alle Ursache haben mochte, es zu fürchten. In lautloser Stille harrte die Menge der grausamen Stunde, in welcher Karl von Anjou selbst Zeuge seiner Fürstenmorde sein wollte. Als der Tyrann auf dem Richtplatze erschien, verkündete Robert von Bari noch einmal das Todesurteil, und Karl von Anjous eigner Schwiegersohn, Graf Robert von Flandern, rief dem Kanzler zu: „Wie darfst du, frecher, ungerechter Schurke, einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurteilen?" Dabei schlug er mit dem Schwerte auf ihn ein. j
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