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1. Unser Vaterland - S. 239

1900 - Berlin : Bruer
— 239 — Diese Gilden waren zunächst nicht an die Städte gebunden; aber hier entwickelten sie sich erst zu voller Blüte, da sich die Vollbürger, die Aristokratrie der Städte, zu Schutz und Trutz gegen Willkür der Fürsten und Bischöfe vereinten. Mit der Macht wuchs das Ansehen der Gilden, aber auch ihr Uebermut. Die ältesten derselben, in denen sogar eine Erblichkeit stattfand und die vou Geschlecht zu Geschlecht erstarkten, folgten bald Gilden, welche die Rechte der obersten Gilde bekämpften, dereu Uebermacht zur Tyrannei gegen die ärmeren Bürger der Städte ausartete, je mehr das Regiment der Fürsten und Bischöfe unterlag. Bald hatten die Herren der obersten Gilde das alleinige Recht, städtische Gesetze zu geben, nicht aber „der Mann ohne Herd und Ehre, der von der Arbeit lebt." Trotzdem wälzten die Gilden die Hauptsteuerlast auf die Unterdrückten, und so kam es, daß die Handwerker, welche nicht im Besitz von städtischen Grundstücken waren, Unterthanen der.geschlechter wurden und doch hatten sie gleich diesen die städtischen Rechte mit ihrem Blute erkämpft. Nun schlossen sich die schwächeren Bürger, die unteren Stände der Handwerker einander an zur Machtvernichtung der Gilden. Es mag hier unerörtert bleiben, wie viele Handwerker aus den Unfreien, aus den Hörigen der Könige, Fürsten oder Bischöfe hervorgegangen und zu Innungen vereinigt waren, die sich durch Zuströmende der benachbarten Dörfer vermehrten, ihnen selbst galt es, sich Unabhängigkeit, auch Rechte in der Verwaltung der Städte zu verschaffen, und die Freien wollten den Schutz ihres Gewerbes gegen die Hörigen unter den Handwerkern erringen. Es bildeten sich neue Gildeu der Handwerker, Zünfte, die wiederum eine Aristokratie im Handwerkerstande hervorriefen, in die ihrer späteren Entwicklung nach so leicht kein Fremder hinein kam. Denn obschon die Zünfte auch zunächst Schulen des Handwerks waren, so bildeten sie nicht weniger Schranken der freien Entwicklung, und nur Meistersöhne wurden Meister, indem sie Meistertöchter oder Meister-ivitiveu heirateten. Gilden, Innungen wie Zünfte sind aber nur soziale Vereinigungen in dein großen Kampfe des Daseins einzelner Stände im deutschen Volksleben, und nachdem die Zünfte mächtig neben den Gilden geworden waren, entbrannte mancher heiße Kampf unter ihnen, wie die „Weberschlacht" zu Köln am Rhein (21. Nov. 1371) gegen die Geschlechter, nach der 33 Weber hingerichtet, 1800 Weber mit
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