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1. Unser Vaterland - S. 285

1900 - Berlin : Bruer
— 285 — So stauben die Kurfürsten gewissermaßen über dem Kaiser, dem sie durch ihre Wahl seine Würde verliehen. Der Krone war überhaupt fast nur noch der äußere Glanz übrig geblieben, seit ihre Träger all mählich so viele kaiserliche Rechte verschenkt hatten, daß sie thatsächlich gezwungen waren, auf die Vergrößerung ihrer Haus macht bebacht zu sein, um nur ein Gegengewicht für die Macht der deutschen Fürsten zu finden, die jetzt Landesherren ihrer Territorien waren. Begehrte der Kaiser etwas von den Kurfürsten, so mochte er es von ihnen erkaufen, wie Kaiser Karl Iv. jedem derselben 100,000 Gulden für das Versprechen zahlte, seinen Sohn Wenzel zum einstigen Nachfolger wählen zu wollen. Auch die Gunst der Städte suchte er später für diesen Plan durch die kaiserliche Erlaubnis des Einigungsrechts zu gewinnen, obgleich' er ihnen dadurch eine Macht verlieh, die der Krone nicht zum Vorteil gereichte. Es ist begreiflich, daß auch die andern Fürsten eine Selbständigkeit erstrebten, welche die Kurfürsten durch die goldne Bulle erlangt hatten, Ritterschaft und Städte dagegen sich durch große Bündnisse gegen die fürstliche Uebermacht zu schützen suchten, wo einst Kaiser und Reich den Schwachen zu schirmen vermochten. Vielmehr suchte der Kaiser auch daraus für sein Haus Vorteile zu gewinnen; besonders würden die reichen Hanfastäbte mit ausgesuchtester Rücksicht behanbelt. Aber gerade diesen war der Kaiser nur eine Schattengestalt. Sie nannten ihn ihren Herrn und Kaiser, der nur zu gebieten habe, wie der Lübecker Bürgermeister ihn einst feierlich begrüßte, führten aber ohne Kaiser und Reich Kriege, schlossen Handelsverträge und beherrschten das Meer, als wäre es ihr alleiniges Reich. Die Reichsstäbte wurden dabei mit ungemessenen Freiheiten beschenkt, welche trotzdem nicht umsonst waren. Auch die Erfindung, vielmehr der Verkauf des sogenannten Brief-adels eröffnete immer neue Gelbquellen, deren Karl Iv. notgedrungen beburfte, wollte er feine weitgehenden Pläne zur Erhöhung seiner Hausmacht ausführen. Nach einem Erbvertrage mit den bayerischen Markgrafen Ludwig und Otto in Brandenburg wußte er diesen die Mark fast mit Gewalt für 500,000 Gulden abzudrängen, um sie Böhmen einzuverleiben, trotzdem Markgraf Otto mit der Tochter des Kaisers vermählt war. Es könnte wohl in den heillosen Zuständen Brandenburgs eine Entschuldung bafür gefunben werben. Zum Teil ruhte bort der päpstliche Bann aus Fürst und Volk, der falsche Waldemar halte viel Unruhe
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