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1. Unser Vaterland - S. 310

1900 - Berlin : Bruer
— 310 — reichen von der Pfalz, der sich gegen des Kaisers Willen den Kurhut aufsetzte und die kaiserliche Anerkennung ertrotzt hatte, und unzählige andere Kämpfe inmitten des Reichs brachten unsägliches Elend über Deutschland, ohne daß der Kaiser auch nur den Versuch gemacht hätte^ seines kaiserlichen Amts als oberster Schiedsrichter zu walten. Allein im süddeutschen Städtekriege sollen 200 Dörfer verbrannt worden fehv und es war sprüchwörtlich geworden, daß man in Franken bei Nacht auf freiem Felde lesen könne. Was wollte in solchen Zeiten, wo jeder Freie das Fehderecht für sich in Anspruch nahm, der allgemein gebotene Landfriede, den keine starke Kaiserherrschaft aufrecht zu halten vermochte? Kam es doch in einem Wiener Aufstande so weit, daß die Wiener den Kaiser in der eigenen Hofburg belagerten, bis ihn der Böhmenkönig Podiebrad befreite^ der zu dieser Zeit eine so hervorragende Stelle in Deutschland einnahm^ daß er wagen durfte, seine Hand nach der deutschen Krone auszustrecken. Schon wurde er als Schiedsrichter zwischen Kaiser und Fürsten angerufen, und Friedrich bestimmte ihn zum Vormund seines Sohnes Maximilian, auch, falls dieser früher sterben sollte, zu seinem königlichen Nachfolger. Podiebrad versprach dagegen, Konstantinopel von den Türken zu befreien, wenn der Papst ihm den Titel eines griechischen Kaisers zugestehen wollte. Aber dieser fürchtete die wachsende Macht des Böhmenkönigs, that ihn in den Bann und ließ einen Kreuzzug gegen ihn predigen, worauf sich viele Böhmen empörten und dem Ungarnkönig Matthias Krovinus die böhmische Krone anboten. Nun rief der bedrängte Podiebrad den Polenkönig Kasimir zu Hülfe und versprach dessen Sohn die böhmische Krone, die er selbst nicht mehr besaß. Den Herzog Karl den Kühnen von Burgund wollte Podiebrad mit der deutschen Krone beglücken, wenn dieser sein Bundesgenosse sein würde. Inmitten all dieser Wirren war Albrecht Achilles wieder seines Kaisers treuer Rat. Er bewog seinen kaiserlichen Herrn, endlich auf einem Reichstage zu Regensburg persönlich zu erscheinen, um ohne fremde Einmischung nur mit deutschen Fürsten über des Reiches Wohl zu beraten. Aber der Kaiser konnte ihren Beistand nicht einmal gegen die Türken erlangen. Wurde die böhmische Kronfrage durch Podiebrads-Tod entschieden, so behielt Friedrich doch im Osten des Reichs Feinde genug und war so ohnmächtig, daß das deutsche Ordensland zu beiden
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