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1. Unser Vaterland - S. 354

1900 - Berlin : Bruer
— 354 will. So hilft doch eine Zunft der andern, als ob ich spreche: hilf mir, so helf ich dir, damit ist die ganze Gemeinde betrogen. Demnach müßten die Zünfte abgethan werden, dann gäbe es weder kalt noch warm und sei jedermann dem andern gleich." Der Handel zur See hatte die Kauf- und Handelsherren großer Städte Fürsten gleich gemacht, und die deutsche „Hansa" umfaßte zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts allein achtzig verbündete Handelsstädte. Sie wurde eine Macht, deren weitreichender Einfluß auf staatliche Verhältnisse heute kaum richtig gewürdigt werden mag. Hatte Deutschland erst in zweiter Linie Vorteil von den Errungenschaften in den neuentdeckten Erdteilen, so bahnten die österreichischen Erbschaften besonders in Spanien bald neue Verbindungen für das Reich an. Dazu wuchs Macht und Ansehen der Reichsstädte, seit ihnen Rudolf von Habsburg Sitz und Stimme auf den Reichstagen gegeben hatte. Das Bürgertum mochte sich stolz neben Fürsten und Herren erheben und auf den Verfall des Rittertums aufbauen, als dieses seiner Glorie beraubt war, die es auf Kreuzzügen und Römerfahrten einst so glänzend entfaltete. Noch riefen Hoftage zu königlichem Dienst, auch Tourniere sammelten noch zu ritterlichem Kampfspiel; aber die Kriegsmacht des Reiches, die bis dahin auf der Reiterei, den Rittern, beruhte, war durch Einführung der Söldnerheere, durch Verwendung von Fußvolk, der deutschen Landsknechte, neu gestaltet worden. Die Erfindung des Schießpulvers gab der Kriegführung eine neue Wendung. Die persönliche Tapferkeit des Einzelnen kam fast nicht mehr zur Geltung, wo nur die Massen des Heeres wirkten, und die notwendige Uebung in den Schießwaffen rief Berufssoldaten hervor, die oft Freund und Feind gefährlich wurden. Als mit dem Verfall des Rittertums die Pflege des Minnegesangs und der Kunstpoesie, die einst in den Händen der Herren ruhte, zu Grabe getragen war, erstand die Dichtkunst in den Städten zu neuern Leben. Es mochte ein Zeichen des Wohlstandes, der Sorglosigkeit, aber auch ein gut Teil gesunder, deutscher Gemütstiefe und vaterländischer Gesinnung sein, daß sich einfache Bürger, Handwerker, mit Heldensagen, mit Gesängen vergangener Zeiten beschäftigten und aufschrieben, was durch Ueberlieferung auf sie gekommen war. Manches verlor dabei seine ursprüngliche Schönheit; wie denn im „Heldenbuch", auch in der Tier-
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