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1. Unser Vaterland - S. 361

1900 - Berlin : Bruer
361 6 Kirchliche Zustände Deutschlands zu Ende des Mittelalters Mit den Scheiterhaufen, die das Konzil zu Konstanz aufgerichtet hatte, und den darauf folgenden Hussitenkriegen war das heiße Ringen und ernste Suchen des christlichen Volkslebens nach einer so oft von Priestern und Laien begehrten Reformation an Haupt und Gliedern nicht erloschen. Vielmehr hatten sich die Waffen geschärft, welche bereit waren, einen Kampf aufzunehmen, der sich ebensowohl gegen päpstliche Uebergriffe richtete, wie gegen die Verweltlichung der Kirche und die Entartung ihrer Diener. Da hatten Konzilien für und gegen die Päpste beraten und waren doch ratlos auseinander gegangen (1511). Ein Konzil zu Pisa hatte sogar beschlossen, den totkranken Papst abzusetzen, und der deutsche Kaiser Maximilian wollte Papst werden. Er unterschrieb sich schon „zukünftiger Papst". Aber er konnte das zu den Bestechungen nötige Geld nicht zusammenbringen und suchte, immerhin ein dankenswertes Wollen, die deutsche Kirche von der Herrschaft des römischen Stuhles zu lösen. Ein Straßburger Theologe, Jakob Wimpfeling, mußte ein Gutachten darüber abfassen, wie es möglich sein möchte, einen Papst in Deutschland zu haben, wie Frankreich sich zu Avignon den Papst lange gefügig zu halten gewußt hatte. Aber Maximilians beweglicher Charakter kannte die Energie der Ausdauer nicht. Er wandte sich bald selbst der hl. Liga zu, an deren Spitze der wieder genesene Papst stand, und war bereit, diesem in einem Kreuzzuge gegen die Türken dienend zu folgen, um die Erregung der Geister in Deutschland nach außen hin abzulenken. Das war zu derselben Zeit, als die Feder Martin Luthers, nach dem Traume seines fürstlichen Landesherrn, Friedrichs des Weisen, die päpstliche Tiara hinabzuwerfen drohte. Der deutsche Kaiser sah kaum etwas davon, und es war nur ein Zeichen seines Hasses gegen den Papst, als er dem Kurfürsten von Sachsen riet, das Mönchlein zu bewahren, vielleicht daß man es einst gegen Rom brauchen könne. Indessen ergriff die deutsche Ritterschaft den Gedanken eines Kreuzzuges gegen die Türken mit Begeisterung. War es doch immerhin eines Ritters würdiger, die Ungläubigen zu vernichten, als wegelagernd ewigen Fehden im Reiche obzuliegen. Besonders war es ein tapferer Ritter, Ulrich von Hutten, der mit Eifer den Edelsinn des deutschen Rittertums zu heben trachtete. Er schalt: „Freiheit nennen wir, um das Reich sich nicht kümmern, dem Kaiser nicht gehorchen
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