Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Unser Vaterland - S. 376

1900 - Berlin : Bruer
— 376 — feiten verboten diese Zettel, welche Unruhe und Aergernis im Volke hervorriefen. Luther selbst folgte der Heftigkeit seines Charakters, als er durch einen Anschlag bekannt machte (10. Dez. 1520), die päpstliche Bulle samt Kirchenrecht wolle er öffentlich verbrennen. In der Morgenfrühe eines kalten Dezembertages sammelten sich Studenten und Lehrer der Hochschule um ihn, und begleitet von einer Menge Volks zogen alle vor das Elfterthor zu Wittenberg hinaus, wo ein Scheiterhaufen angezündet wurde, in dessen Flammen Luther Stück für Stück der Schriften Ecks, das Corpus iuris canonici und endlich die päpstliche Bulle hineinwarf und dabei feierlich ausrief: „Weil du den Heiligen des Herrn betrübt hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer!" Damit war das Band zerrissen, das Luther noch an die katholische Kirche, an den Papst gebunden hatte. Zu derselben Zeit, als Luther in Deutschland den Kampf gegen die Mißbrauche der Kirche und gegen das Papsttum aufnahm, war in dei Schweiz Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich dagegen aufgestanden. In den wesentlichen Punkten mit Luther einer Meinung, da beider Lehre sich auf die hl. Schrift gründete, führte Zwingli selbst in Äußerlichkeiten eine Reformation der Kirche ein. Bilder, jeder äußere Schmuck, selbst die Orgel wurde aus derselben verbannt. Doch ein Hauptunter-schieb der beiberfeitigen Lehrauffassungen bestaub in der Lehre vom Hl. Abenbmahl. Konnte Luther sich nicht von dem Wort lösen: „Das ist mein fleisch — mein Blut," so wollte Zwingli nur bilbliche Zeichen in Brot und Wein sehen, die an Christi Opfertob erinnern sollten. Wäre biefe schwerwiegend, aber immerhin nur einzige scheibenbe Schriftstelle frieblich umgangen worben, welche Macht hätte in einer einigenben Auffassung gelegen! Statt beffen befeinbeten sich die beibett Reformatoren mit größter Heftigkeit, und das Volk mochte irre werben an seinen Hirten, die sich gegenseitig Jrrlehrer schalten. Zwinglis Lehre breitete sich in der Schweiz, in den Nieberlanben und in Frankreich aus, wo Calvin einer der eifrigsten Beförberer der Zwinglischen Lehre würde und, ba er sie vielfach erweiterte, mit Recht neben biefem als Begrünber der „reformierten Kirche" genannt wirb. Zu Noyon in Frankreich (1509) geboren, mußte er seiner Lehre wegen die Heimat verlassen und ging nach Genf. — Immer klaffenber würde die Spaltung zwischen der lutherischen und der refomierten Kirche und führte später, nachbem
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer