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1. Unser Vaterland - S. 380

1900 - Berlin : Bruer
— 380 — eine unabhängige deutsche Landeskirche begehrt. In der „Babylonischen Gefangenschaft der Kirche" griff Luther die Lehre von den sieben Sakramenten, besonders der katholischen Abendmahlsfeier, an. Endlich sandte er selbst dem Papst eine Schrift zu „Von der Freiheit des Christenmenschen". Ja, er ließ sogar die päpstliche Bannbulle mit einer Gegenerklärung und einer Appellation an ein allgemeines, freies Konzilium drucken, worin er den Papst einen ungerechten Richter, einen Unterdrücker der H. Schrift und Verächter eines freien Konziliums nannte. Obschon nun Luthers Schriften, er selbst und alle, die sie lesen würden, verdammt waren, diese selbst hier versiegelt, dort verbrannt wurden, das Feuer, das sie angezündet, ließ sich damit nicht dämpfen. Nun kam Karl V. in sein neues Reich und ließ sich zu Aachen nach alt gewohnter Sitte frönen. Der Papst ernannte ihn durch ein Breve zum römischen Kaiser. Das deutsche Volk aber hatte sich den neuen Herrn doch anders vorgestellt, der nach so langem Abwägen von den Kurfürsten als der Würdigste befunden war, die deutsche Krone zu tragen. Ein schmächtiger, kränklich aussehender Jüngling sah er teilnahmslos auf das ihn urnjubelude Volk, das ihm fremd war. Katholiken und Lutheraner mühten sich um die Gunst des jungen Königs, den besonders Friedrich der Weise gnädig für Luther zu stimmen suchte. Auch sämmtliche Reichsstände, darunter selbst der eifrig katholische Herzog Georg von Sachsen, beeilten sich, in 105 Artikeln große Beschwerden gegen den römischen Hos und die Entartung der Kirche auszusprechen, indem päpstliche Heiligkeit „täglich so viele Jndulgenz und Ablaß in die deutsche Nation schicke, dadurch arme Einfältige verführt und nur ihrer Barschaft bethört wurden," auch daß der Papst den Bann also mißbrauche, daß er oft um 4 bis 8 Kreuzer damit drohe. Um diese beklagten Uebelstände zu ordnen, wie die Verhältnisse des Reichsregiments zu regeln, berief Karl V. einen Reichstag nach Worms. Auch wollte er sich die ständische Beihülfe zu einem Kampfe mit Frankreich sichern. Nach den großen Versprechungen des Kaisers knüpfte man entsprechende Erwartungen an diesen Reichstag. „Er gedenke mit Hülfe der Königreiche, der großmächtigen Lande und Verbindungen, die ihm Gott verliehen, das Reich zu feiner alten Glorie wieder zu erheben." Aber die Fürsten trachteten gar nicht nach der alten Reichsherrlichkeit. Sie suchten die Erfüllung der Wahlkapitulation, die Herstellung des Kammergerichts und des Reichsrats vom Kaiser zu erlangen. So
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