Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Unser Vaterland - S. 408

1900 - Berlin : Bruer
— 408 — flüchtigen Reformierten, besonders aus Frankreich, eine Zufluchtsstätte. Da später Calvin sich besonders in der Abendmahlslehre mehr der Augsburgischen Konfession näherte, als Zwingli es gethan hatte, schieden sich die Anhänger der beiden Reformatoren in Zwinglianer und Cal-ümisten, die sich oft genug heftig angriffen, auch gegen die Lutheraner sich nicht als „Religionsverwandte" zeigten. Zu dieser Zeit plante Karl V., der sich meist in Spanien aufhielt, einen Rachekrieg gegen die deutschen Fürsten, welche seinem Hause den Besitz des württembergischen Landes entzogen und es Herzog Ulrich zurückgegeben hatten, der von seinem treuen Volke mit Jubel begrüßt worden war. Die kühnen Seeräuberzüge eines mit Soliman verbundenen Cor-saren, namens Chaireddin ^Barbarossa) riefen aber den Kaiser nach Tunis. Der Seeräuber hatte besonders Spanien und Italien schwer geschädigt, und viele tausend Christen waren von ihm als Sklaven nach Algier geführt worden. Karl V. sah es als einen verdienstvollen Kreuzzug an, die Ungläubigen zu unterwerfen, und mit einer Flotte von 100 spanischen und italienischen Schissen und einem Heere von 26 000 Mann unter Führung des berühmten Seehelden Andreas Doria traf der Kaiser vor Tunis ein, das er nach knrzer Belagerung einnahm und es dem früheren rechtmäßigen Herrscher, Mulei Hassan, als spanisches Lehen übergab. Aber weit größer als die Freude über diesen Sieg war die wahrhaft kaiserliche Genugthuung, dadurch 22 000 Christensklaven die Freiheit geben zu können. Reich beschenkt durften sie in ihre Heimat zurückkehren, und überwältigt von der jubelnden Dankbarkeit der Erlösten, hielt der Kaiser diesen Tag für den schönsten seines Lebens, da dieser Gewinn allein einen Feldzug lohne, wenn sonst nichts weiter erreicht worden wäre. Doch konnte Karl Y. diesen siegreichen Zug wenig ausnützen; denn während er hier die Türken, den Feind der Christenheit überwunden hatte, unterhandelte der „allerchristlichste" König von Frankreich mit dem türkischen Sultan und suchte ihn zu neuen Einfällen in das deutsche Reich zu bewegen. Auch mit den Protestanten, die er in Frankreich aufs heftigste verfolgte, suchte er in Deutschland gut Freund zu werden, indem er sich stellte, als teilte er ihre religiösen Ansichten, die sie zu Feinden des Kaisers machen müßten. Aber die Deutschen glaubten dem Welschen nicht, der bald offen zeigte, daß er mit ihrer Hülfe nur Mailand erobern wollte, dessen Herzog eben gestorben war.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer