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1. Unser Vaterland - S. 447

1900 - Berlin : Bruer
— 447 — beider Parteien den ersten Anlaß. Die protestantischen Fürsten fuhren fort, Kirchengüter einzuziehen, katholische Herren bedrückten ihre protestantischen Unterthanen. Bis dahin hatte es keinen Anstoß erregt, daß protestantische Fürsten im Besitz katholischer Bistümer waren und blieben, welche durch ihre Rechte und Einkünfte mehr als weltlicher Besitz, weniger als geistliches Amt gelten mochten. So war der brandenburgische Kurprinz Johann Georg zum Bischof von Straßburg erwählt worden, dem die Katholiken freilich einen katholischen Bischof entgegenstellten. Die Bistümer und geistlichen Herrschaften waren gute Versorgungsstellen für jüngere Fürstensöhne, und wenn der geistliche Vorbehalt, den der Papst zu wahren strebte, verlangte, daß evangelische Bischöfe bei ihrer Verheiratung des Bistums verlustig gehen sollten, so fügten sich darum die Herren dieser Forderung nicht gutwillig, wie der kölnische Erzbischof Gebhard. Er trat zur calvi-nistischen Lehre über und vermählte sich mit einer Gräfin Mansfeld, ohne sein geistliches Amt niederzulegen, bis es ihm der Papst durch deu Bann entzog und durch das Domkapitel einen neuen Bischof wählen ließ. Solche und ähnliche Fälle gaben Anlaß zu endlosen Fehden im Reich, das überdies aufs neue von den Türken bedrängt wurde. Aber die Protestanten wollten dem Kaiser nur Hülfe gegen die Türken unter kaiserlicher Zusicherung des Landfriedens leisten, und wenn sich hier Rudolf fügte, so wußten die Protestanten doch, wie wenig ihre Kirche von ihm zu erwarten hatte. Denn ein Traktat, ein Werk der Jesuitenpartei unter kaiserlicher Zustimmung, setzte auseinander, der „Religionsfriede gelte nichts, und die völlige Vernichtung der Ketzer fei zu erstreben." Dieses „Gott wohl gefällige Werk" wurde von der österreichischen Partei als Gegenreformation mit allem Eifer ins Werk gesetzt. Spanische Truppen zogen durch die Niederlande nach Kleve, besetzten ungehindert deutsches Land, jagten protestantische Geistliche weg und richteten wieder katholischen Gottesdienst ein. Die Deutschen besannen sich so lange voller Uneinigkeit, wie sie die Spanier aus dem Lande jagen wollten, daß, als sie endlich ein Reichsheer zusammen hatten, dieses doch nur kläglich auseinander ging, weil man sich über die Art des Angriffes nicht einigen konnte. Den Protestanten aber mußte es klar werden, daß ihre Zukunft nur durch Zusammenhalten aller Kräfte gesichert werden konnte. Eine
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