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1. Unser Vaterland - S. 464

1900 - Berlin : Bruer
— 464 — macht haben: „Wärest du kühn genug, eine Königstochter zu begehren, was zagst du, dir eine Königskrone aufs Haupt zu setzeu, welche man dir entgegenbringt? Ich will lieber trocken Brot essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem kurfürstlichen Tische schwelgen. Friedrichs kluge Mutter, eine Toch!er Wilhelms von Omnien, mahnte, es könne wohl Kurpfalz au der böhmischen Königskrone hängen bleiben. Vergebens, Friedrich nahm das verhängnisvolle Geschenk an. Die Krönung wurde zu Prag mit unerhörter Pracht vollzogen, und weiter folgte ein üppiges Hofleben, echt königlich, so meinte die junge Königin. Die streitigen Fragen und Interessen waren weit über Böhmens Grenzen hinausgedrungen, und beide feindliche Parteien sahen sich nach Bundesgenossen um. Der Kaiser hoffte besonders Hülfe von der katholischen Liga, sah sich aber getäuscht; das frühere Haupt derselben, Maximilian von Bayern, ivollte ihm nicht einmal Geld zum Kriege borgen. Papst Paul V. diente zunächst auch nur mit Versprechungen; doch gab er später 100,000 Kronen Hülfsgelder. Nur Polen, dessen König Sigismund (Iii.) nach einander mit zwei Schwestern Ferdinands vermählt war, sagte gleich den spanischen Niederlanden Hülfe zu. Der neue Böhmenkönig fand noch weniger Rückhalt, da sich die protestantische Union mit der katholischen Liga auszusöhnen trachtete, und er selbst sich nicht einmal mühte, Freunde in seinem Böhmenreiche zu gewinnen. Er trug seinen schroffen Calvinismus trotzig zur Schau und äußerte wiederholt, daß er mit dem abgöttischen Wesen der Protestanten aufräumen wolle. Obgleich Friedrich ^ - gelobt hatte, alle Konfessionen seines Reiches zu achten und zu schonen, nahm er gleich anfangs den Katholiken zu Prag ihre Domkirche, um sie den Reformierten zu geben. Dabei ließ er einen wilden Bildersturm zu, den sein Hofprediger Scultetus veranlaßt hatte, wobei alle Kruzifixe und viele kunstvolle Werke der Kirchen zerstört wurden. Die goldenen und silbernen Gesäße wurden mit hölzernen vertauscht, die zerstörten Altäre tmrch Tische ersetzt; auch durften die Kirchenglocken nicht mehr geläutet werden. So wurden die Böhmen Feinde des neuen Königs, dem der Rat des Prinzen Christian von Anhalt alles galt, der Rat .der böhmischen Großen gar nichts. Sie waren drum auch nicht bereit, mit Gut und Leben für Friedrich V. einzutreten. Inzwischen war es dem Kaiser gelungen, Maximilian von Bayern durch den für die deutsche Krone schimpflichen Münchener Vertrag zu.
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