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1. Unser Vaterland - S. 579

1900 - Berlin : Bruer
— 579 go rischen Imperativ" das Bewußtsein eines Sittengesetzes schassen wollte, „das zu können und zu wollen, was man soll," während andre Freidenker, wie der Schützling des großen Friedrich, der Hallische Philosoph Wolfs und seine Anhänger, weiter gingen. Sie wollten das Christentum nur für einen notwendigen Zügel des Pöbels gelten lassen. Der geistvolle Mensch, heute heißt das „der Gebildete", hatte nach ihnen keine Religion meht nötig, der that schon so das Richtige. Dem entgegen stellte der Pietismus vielfach die Kehrseite. Statt der Vernunft sollte danach nur Beten und Bibellesen gelten dürfen. Daß Gottes Weisheit neben das Gebet die verpflichtende Arbeit gestellt, wurde hier mehr als zu viel vergessen. Wie sich ein Friedrich der Große die Aufklärung seines Volkes gedacht und darin gearbeitet, war vielen kleinen Geistern, die es ihm imchthun wollten, ein verschlossenes Buch. Die meisten Aufklärer und Verbesserer wandten sich, ganz wie heute, in besondrer Anstrengung gegen Theologie und Religion und vergaßen, daß Gottesfurcht aller Weisheit Anfang ist. Das absolute Regiment der Fürsten des 18. Jahrhunderts hatte bei den Leuten das Mitreden über Politik nicht aufkommen lassen, so daß man im Allgemeinen von der Beschränktheit des Unterthanenverstands überzeugt und es dem einzelnen Bürger vollständig gleichgültig geworden war, wer als Landesherr den Staat oder das Ländchen regierte und seine Steuern einzog. Nur hier und dort wagten sich allmählich Stimmen hervor, die, wie der Jurist Friedr. K. v. Moser, sühn behaupteten, daß Beamte nicht königliche, sondern Staatsdiener seien u. a. Auch auf dem Felde des Schulwesens regte es sich im Jahrhundert der Aufklärung allerorten, und viele edle Menschenfreunde waren thätig, wie der Schweizer Pestalozzi und der Dessauer Basedow, der unter seinem edeln Landesherrn das Philantropin schuf, dort den neuen Ideen Leben und Gestalt durch die heranwachsende Jugend zu geben. Aber das alles waren Tropfen in einem Meer voller Sturm, dessen Wogen immer hoher gingen. Neben dem Streben der Menschenfreunde machte sich schamlos Ueppigkeit und Sinnlosigkeit breit, nicht zum wenigsten in Preußen, wo Friedrich Wilhelm Ii., unter der Herrschaft einer frommen Sekte, der Rosenkreuzer, stehend, sich trotzdem nicht scheute, das königliche Familienleben durch Liebschaften und Doppelehen zu beflecken. Wenig stimmten dazu seine Bestrebungen, die „alte Rechtgläubigst" in seinen Staaten wieder herzustellen. Wie anders dagegen der Habsburger Joseph Ii., der mit glühendem Eifer, aber mit gefährlicher Hast, seinen Landen 37*
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