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1. Unser Vaterland - S. 610

1900 - Berlin : Bruer
— 610 — auch in der Ferne, in Oesterreich, in Rußland, wo immer, nur dem von dem welschen Unterdrücker geknechteten Vaterlande. Die noch unbezahlten französischen Kriegsforderungen, wie die neu angebahnten Verhältnisse und Ordnungen verlangten vor allen Dingen reiche Geldmittel, die nicht vorhanden waren. Nur die Herstellung eines neuen, einheitlichen Steuersystems, die Beseitigung der Bevorzugungen und Steuerbefreiungen, konnte hier Hülfe schaffen. Sie waren bei den bisherigen Reformplänen noch nicht ins Auge gefaßt worden, und das folgende Ministerium Dohna-Altenstein meinte auch nur einen Ausweg finden zu können in der Abtretung eines Teils von Schlesien, als man zu der Zeit in Paris „sehen wollte, wie sich jetzt Preußen benehmen würde", um danach die Behandlungsweise einzurichten. Längst hatte das Königshaus sich seiner Schätze entäußert; das goldne und silberne Tafelgeschirr war verkauft; von ihren Schmucksachen hatte die Königin nur eine Perlenschnur zurück behalten, denn „Perlen bedeuten Thränen, und ich habe deren so viele vergossen." Equipagen, Dienerschaft, selbst die Kleidung der königlichen Familie war auf das äußerste Maß beschränkt worden, und es mag das Urteil eines russischen Diplomaten, der am königlichen Hofe Gast war, über das königliche Familienleben zu dieser Zeit reden: „Nicht gegen tausend Hoffeste mit goldenen Uniformen und Sternen möchte ich in meiner Erinnerung vertauschen gegen jenes einzige Schauspiel: Eine Königin sitzt am ärmlichen Tische, der, wie sie selbst, alles äußern Schmuckes entblößt ist; aber ihre Schönheit, Anmut und Würde leuchten um so heller. Neben ihr sitzt die älteste Prinzessin (Charlotte, später Kaiserin von Rußland), wie die Knospe neben der entfalteten Rose, und indem sie mit der Mutter die kleinen Hausgeschäfte teilte, entzückten beide durch liebenswürdige Aufmerksamkeit und ließen in meiner Seele ein lebendiges Bild zurück, das kein späteres Ereignis verlöschen konnte." Als jetzt Napoleon das Königspaar nach Berlin locken wollte, wich es der Einladung durch einen langem Besuch am russischen Kaiserhofe aus, wo die höchsten Ehren, die ausgesuchteste Pracht des Empsanges und der reichen Geschenke doch nicht den Notschrei des Vaterlandes zu übertäuben vermochten, der sie heim ries. Da gelang es dem König, von Napoleon die Erlaubnis zu erhalten, Hardenberg, den Vorgänger Steins, zurückzurufen, dessen eifriges Bestreben nun war, das Interesse, die Freiheit des Einzelnen
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