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1. Unser Vaterland - S. 615

1900 - Berlin : Bruer
-— 615 —- hatte Kaiser Franz die Tochter dem französischen Kaiser zur Gemahlin gegeben, nachdem noch nicht zwei Jahrzehnte zuvor die Schwester seines Vaters in Frankreich unter der Guillotine ihren Tod gefunden hatte. Der fast übermenschliche Glanz des Vermählungsfestes war um so mehr beängstigend, da der große, zum Feste gebaute Ballsaal in Brand geraten war, als alle Festteilnehmer darin versammelt waren. Ungezählte kamen darin um oder wurden im Gedränge erdrückt. „Wie Gott den eingebornen Sohn für die Erlösung der Menschheit dahin gegeben", so trösteten sich die Wiener, „gab der gute Kaiser-Franz seine Tochter für die Rettung des Vaterlands." Schon vor seiner Vermählung hatte Napoleon den von ihm erwarteten Sohn zum König von Rom bestimmt, den Quirinal für sich zum Kaiserpalast. Die altrömische Kaiserpracht sollte sich in seinem Hause erneuern. Am 20. März 1811 wurde ihm wirklich ein Sohn geboren, von dein das Volk in Deutschland spottend sang: „Der König von Rom, Napoleons Sohn, Ist viel zu klein Ein König zu sein." . . In Preußen waren unterdessen, nach außen fast unscheinbar, die von Stein, Hardenberg und Scharnhorst angebahnten Neugestaltungen langsam, aber sicher ins Leben getreten. Unterstützt von Gneisenau, dem einstigen tapfern Kommandanten Kolbergs, suchte Scharnhorst die in den Kriegsjahren sichtbar gewordenen Schwächen der preußischen Heeresausbildung der neuerdings bewährten französischen Kriegskunst entsprechend umzugestalten. Besonders wertvoll erschien es, durch fortwährende militärische Ausbildung der immer wieder als Reservetruppen entlassenen Soldaten, die jeden Augenblick zur Waffe zurück gerufen werden konnten, ein Heer von 150,000 Mann zur Verfügung zu haben, obgleich Napoleon Preußen nur eine stehende Armee von 42,000 Mann erlaubt hatte. Fester, als auf diese Waffenmacht, gründete sich Preußens Zukunft auf den Freiheitsdrang, auf den Haß des Volkes gegen das Fremdjoch. Die nationale Stimmung schuf sich selbst Pflege und Kraft in geheimen Bündnissen (Tugendbund), die sich als sittlich-wissenschaftliche Vereinigungen über ganz Norddeutschland verbreiteten. Das war eine neue Seite des Erwachens im deutschen Volksleben. Von dem Taumel schwelgerischer Genußsucht, von dem Luxus, der Sittenlosigkeit und der
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