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1. Unser Vaterland - S. 638

1900 - Berlin : Bruer
— 638 - Huldigungen. Hätten einfach die alten Besitzverhältnisse wieder hergestellt werden sollen, so würden die Verhandlungen nicht gar so schwierig gewesen sein; aber da sollte „ein europäisches Gleichgeivicht", die möglichste Gleichheit der durch Napoleon verschobenen Besitzstände nach der Weisheit der Beratenden hergestellt werden. Bei diesen Be- ratungen führten außer Rußland besonders England und Frankreich das große Wort. Auch der Gedanke eines wiederherzustellenden deutschen Kaiserreichs wurde augeregt. Aber Kaiser Franz hatte einst schwer genug an der deutschen Krone getragen, als daß er sie aufs neue hätte begehren sollen. Den außerdeutschen Mächten, besonders Rußland und England, war erst recht nichts an einem einigen deutschen Reiche gelegen, und so fiel die ganze Neichsidee in sich selbst zusammen. Dafür sollten jetzt die deutscheu Länder zu einem Bunde unabhängiger Staaten vereinigt und die Stellung dieses deutschen Bundes zu deu europäischen Staaten durch den Kongreß festgestellt werden. Glieder des deutschen Bundes sollten alle Länder sein, die einst zum alten deutschen Reiche gehört hatten, Belgien ausgenommen. Inzwischen waren viele kleine Herrschaften mediatisiert worden, und da der Länderbesitz nach der Seelenzahl vom Jahre 1805 wieder hergestellt werden sollte, die souveränen großen Herren aber über die mediatisierten weniger Herrschaftsrechte hatten, so rechnete man die Einwohner dieser Ländchen je nur als halbe Seele. Welche Staaten als souverän gelten sollten, machten die großen Herren nach dem philosophischen Grundsätze ab, daß jedes Dinges Recht so weit geht wie seine Macht, oomit wurden die Fürsten kleiner Besitzstände zunächst gar nicht zu den Beratungen zugelassen. Unter den souveränen Staaten führte Oesterreich den Vorsitz. Der österreichische Hofrat Gentz verdiente sich allein bei diesen Geschäften des Kongresses als Schriftführer 17,000 Dukaten; 24,000 Gulden erhielt er für gute Dienste von Frankreich- Da nun jeder der beteiligten Fürsten natürlich aus den Verhandlungen den größtmöglichen Nutzen ziehen wollte, als gälte es nur, die Erbschaft eiues andern anzutreten, so war damit von vornherein kein friedlicher Boden für gemeinsame Beratungen geschaffen. Der Besitz Polens hätte beinahe zum Kriege zwischen England, Frankreich und Oesterreich einerseits und Rußland anderseits geführt, da dieses das ganze Herzogtum Warschau forderte und dazu die Polen zu den Waffen rief.
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