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1. Unser Vaterland - S. 657

1900 - Berlin : Bruer
— 657 — Ja, man fürchtete viel eher, in Zukunft die protestantische Kirche auf Kosten der katholischen beschränkt, weil der geistvolle, schwärmerisch religiöse Kronprinz Friedrich Wilhelm (Iv.) mit einer katholischen Prinzessin vermählt war und scheinbar sehr geneigt erschien, einer Kirche Zugeständnisse zu machen, die mit jedem Fußbreit des Erreichten Neues begehrte. Das schürten besonders die Jesuiten als treue Helfer des Papstes Pius Vii. Die preußischen Bischöfe wurden als laue Söhne der römischen Kirche verdächtigt. Sie sollten sich als Ritter und Kämpfer gegen das Protestantentum bewähren. Das gab böse Stimmung im Lande, und Parteien, Persönlichkeiten standen dafür oder dagegen auf; aber der sonst überaus milde König war nicht ein Fürst, der sich Eingriffe in seine Hoheitsrechte gefallen ließ. Durch eine Kabinetsordre vom 17. August 1825 bestimmte er für den westlichen Teil seiner Monarchie (Rheinland und Westfalen), wo viele Mischehen stattfanden, daß die konfessionelle Erziehung vom Vater abhängig sein solle. Diese Bestimmung galt in den östlichen Provinzen schon seit 1803. Nun verlangte der Papst die Unterstützung der Geistlichkeit, besonders der Bischöfe für seinen Befehl, daß bei jeder Eheschließung gemischter Konfessionen das Versprechen abgegeben werden solle, jedesmal die Kinder im katholischen Glauben zu erziehen, andernfalls solle die Anerkennung solcher Mischehen, falls sie etwa durch protestantische Geistliche geschlossen wurden, von der katholischen Kirche verweigert werden. Die katholische Geistlichkeit Preußens war nicht allerwegen bereit, diesem päpstlichen Befehle nachzukommen; die Regierung wollte erst recht nicht nachgeben und verlangte umsonst Abhülfe von den Bischöfen. Da wurde ein Abkommen getroffen, wonach in der „passiven Assistenz" ein Auskunftsmittel gefunden wurde. Sie bestand darin, daß die Brautleute, falls sie das verlangte Versprechen nicht geben wollten, vor dem katholischen Geistlichen und zwei Zeugen ihre Absicht fund zu thun hatten, sich verheiraten zu wollen. Das schied noch nicht von der Kirche. Der auf diese Weise hergestellte Friede dauerte nur, so lange er von den milden, alten Bischöfen von Köln, Trier, Münster und Paderborn abhängig blieb. Der spätere Erzbischof Kölns, der streitlustige Klemens August von Droste-Vischering, ging jedoch rücksichtslos gegen die Anhänger der friedlichen Richtung vor, und alle Versuche der Regierung, den kriegerischen Herrn nur zur Beobachtung seiner einst als Weihbischof zu Münster abgegebenen schriftlichen Erklärung Bornhai, Unser Vaterland. 40
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