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1. Unser Vaterland - S. 659

1900 - Berlin : Bruer
— 659 — Vergangenheit, die er, romantisch verklärt, auf die Gegenwart zu übertragen suchte. Der leuchtend schwärmerische Blick des Sohnes einer Königin Luise war der Spiegel eines Seelenlebens, von dem viel erwartet werden konnte. Aber bange Zweifler fürchteten, daß der Poet, der Künstler nicht ein König sein würde, wie Preußen ihn bedurfte, sollte der Staat Friedrichs des Großen nicht aufs neue bedenklich unter Stürmen erschüttert werden, die ihm auch ohnedies nicht erspart bleiben mochten. Es war eine der letzten Thaten Friedrich Wilhelms Iii. gewesen, unter den Linden zu Berlin den Grundstein zu einem Denkmal Friedrichs des Großen zu legen. Friedrich Wilhelm Iv. hatte es auszubauen, eine ideale Mahnung für den Ausbau des preußischen Staates. Mit den ersten Worten, die der junge König innig, kraftvoll und überzeugend an sein Volk richtete, hatte er aller Herzen gewonnen. Wie demütig groß warb der hehre Hohenzoller um die Liebe seines Volkes, wie wollte er mit ihm verbunden fein in Freud und Leid, in heiliger Treue und wahrer Ehre! Bei der Huldigung in Königsberg wie in Berlin war es nur ein Geben und Nehmen reinster Liebe, eine große Frage des Königs an sein Volk, ob es zu ihm halten wolle „in der heiligen Treue des Deutschen, in der heiligeren Liebe des Christen!" Das waren hoch gehende Wogen der Begeisterung, und doch zog ein leiser Mißklang hindurch. Eingedenk der wiederholten Zusage Friedrich Wilhelms Iii., hatten die Stände bei der Huldigung um eine konstitutionelle Verfassung gebeten. Darauf hatte der König eine, wenn vielleicht zusagende, doch recht unbestimmte Antwort gegeben. Aber seine ersten Regierungshandlungen hatten das Unbehagen schnell hinweg geräumt. Konnte man sich einen lieberaleren Fürsten denken, als einen König, der nur bemüht schien, alles in Eile gut zu machen, was in den letzten Jahren verfehlt wurde? Alle unglücklichen Opfer der Demagogenverfolgungen wurden dem Leben wieder gegeben, die edeln Märtyrer vaterländischer Bestrebungen, Ernst Moritz Arndt, Jahn, u. A. durch ihren König glänzend gerechtfertigt. Weniger wurde die königliche Milde gegen die widerspenstigen Erzbischöfe gut geheißen. Klemens August von Köln und Dunin von Posen wurden aus der Haft entlassen, der Letztere sogar wieder in sein Amt eingesetzt. Königliche Gnade und Huld schienen sich nicht genug thun zu können. In dieser Zeit sang Max Schneckenberger seine „Wacht am Rhein", und 42*
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