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1. Unser Vaterland - S. 667

1900 - Berlin : Bruer
— 667 — ließ, wurde verhöhnt, und die Truppen mußten die einzelnen Barrikaden selbst am folgenden Tage gleich feindlichen Festungen nehmen. Von den widerstreitendsten Meinungen, wie von der eigenen Willensschwäche oder vielmehr von der persönlichen Herzensgute getrieben, gab Friedrich Wilhelm Iv. am Morgen des 19. März dem Volkswillen nach, das Militär mußte Berlin verlassen. Die Bürgergarde trat an seine Stelle. Weit davon entfernt, durch dieses königliche Entgegenkommen entwaffnet zu sein, brachte der Pöbel die schmählichsten Demütigungen über des Königs Haupt und Haus. Sein rührender Aufruf „An meine lieben Berliner" wurde mit Hohnlachen begrüßt. Die Massen der Leichen wurden in den Schloßhof geschleppt, und der König wurde gezwungen, diese Opfer der Empörung entblößten Hauptes zu grüßen. Der um seiner Energie willen gehaßte Prinz von Preußen mußte heimlich Berlin verlassen, um nicht in die Hände der Aufrührer zu fallen; an sein Palais schrieb man mit großen Lettern: „Nationaleigentum!" Wie gerade dieses Wort dem königlichen Hause ein Schutz gegen die aufgehetzten Volksmassen werden durfte, das erzählt der noch jetzt lebende Stadtförster Snhr zu Woldegk in Mecklenburg-Strelitz. Die treuherzige Art seines Berichts in Mecklenburger Platt spricht für die Wahrheit desselben. „Enes Dags im März 1848 kem ik ut de Olle Leipzigerstrat, wo ik as Gesell arbeitete (Suhr war ursprünglich Schneider) vor bat Tughus und sah dat Volk dor lagern. En ordentlich Biwak was up-schlagen, et würd dor kakt und braden. Dull gingt her. Da mit enmal fernen de Timmerlüd, de Aexten mit bunte Bänner up de Schultern, herangerückt und wnllen dat Paleh von den Prinzen Wilhelm vou Preußen demoliren. Dis wir all nah England flücht; dat Volk glöwte jo, he had de Revolution anstift. Up de Ramp von dat Palleh würden vele Reden Hollen, und de hohen Herren Minister und Professoren schregen stk beinah de Kehl ut den Hals, doch nützt dat allens nich. Dat Volk brüllte immer dortwüschen und leten se gor nich to End reden. Dünn dacht ik so bi mi: De Mann, wat de Prinz is, het di immer so fründlich grüßt, wenn du an dat Eckfinster von sin Paleh vöröwer gingst: de Mann dücht mi so recht dütsch und wohr; wenn't ichtens möglich is, denn möst du em jetzt Hespert. Ahn mi noch lang to besinnen, bün ik up de Ramp, hollt mi mit den linken Arm an enen Laternenpfahl fast und fang an to reden. Ik
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