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1. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 9

1897 - Leipzig : Baedeker
— 9 — mein und in trockenen die schwache Flut zu verstärken. Hier befinden sich auch die berühmten Baudenkmäler der alten Ägypter, die Pyramiden. Unterägypten ist allmählich durch Anhäufung des Nilschlammes entstanden; es war von zwei Nilarmen und dem Mittelmeer eingeschlossen, so daß es die Gestalt eines Dreiecks hatte und daher Delta (nach dem griechischen Buchstaben A) genannt wurde. Hier lag das fruchtbare Gosen (Mose, Kap. 47), die Städte Heliopolis, Sais, Pelusium, später noch Alexandria. 2. Z)as Wokk und seine Kultur. Ägypten ist wahrscheinlich von Süden her, von Äthiopien ausbevölkert worden. Der erste Staat soll Meros gewesen sein, da gelegen, wo die Arme des Nil sich vereinen. Vornehmlich widmeten sich die Ägypter dem Ackerbau, doch wurden auch Künste und Wissenschaften gepflegt. Eigentümlich war die Einteilung des Volkes in sieben besondere Klassen oder Kasten: Priester, Krieger, Ackerbauer, Handwerker, Kaufleute, Schiffer. Hirten. Der Sohn folgte dem Beruf des Vaters, keiner konnte aus einer Kaste in eine andere übergehen. Die Priesterkaste war die vornehmste. Sie verwalteten den Dienst der Götter, bekleideten die höchsten Stellen im Staate und waren die Lehrer und Pfleger der Wissenschaften. Die Könige, Pharaonen genannt, gehörten der Kriegerkaste an; als Oberhaupt des Staates waren sie aber auch Glieder der Priesterschaft und hatten als solche das Recht und die Pflicht, den Göttern Opfer darzubringen. Neben der Pflege des Ackerbaues betrieben die Ägypter auch Viehzucht; sie hatten große Herden von Schafen und Rindern, selbst Schweinen, doch waren Hirten, besonders die Schweinehirten, die ver-achtetste Volksklasse. Die Gewerbe- und Kunstthätigkeit war nicht unbedeutend. Die Handwerker waren geschickt im Behauen der Steine, in Bearbeitung des Holzes, Thones, Leders und der Metalle; auch die feinen Zeuge aus Baumwolle und Linnen, ferner die Bissnsgewänder (aus den Fasern der Bissnsstande), sowie das Papier (aus der Papyrusstaude) waren im Altertum berühmt. Handel trieben die Ägypter nur im Jnlande; fremde Kaufleute betrieben die Ein- und Ausfuhr der Produkte; sie brachten Sklaven, Weihrauch, Gold, Elfenbein, Erze ins Land und tauschten Getreide, Waffen, schöne Gewänder und Werkzeuge dagegen ein. Unter den Wissenschaften stand die Astronomie in höchstem Ansehen. Schon um 1500 v. Chr. kannten die Priester die Umlaufszeit der Sonne und hatten das Jahr auf 365 Tage 6 Stunden festgesetzt; aber auch bei ihnen artete die Astronomie in Astrologie aus. Auch die Feldmeßkunst wurde eifrig betrieben, was notwendig war, da der Nil durch feine Überschwemmungen die Grenzen der Felder immer vollständig verwischte.
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