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1. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 205

1897 - Leipzig : Baedeker
— 205 — ganz Europa haben. Aus diesem Grunde unternahm er verschiedene Raubkriege gegen seine Nachbarn und jedesmal wußte er verschiedene Gebiete an sich zu bringen. Zuerst überzog er die spanischen Niederlande (Belgien) mit Krieg und erlangte als Beute zwöls niederländische Städte. Dann wandte er sich gegen Holland. Aber die Holländer wehrten sich tapfer; sie durchstachen die Wälle und setzten ihr ganzes Land unter Wasser. „Diese Canaillen wollen sich lieber ersäufen, als sich einem so großen Könige unterwerfen", sagte ein Franzose. Friedrich Wilhelm von Brandenburg brachte den Holländern Hilfe. Um diesen gefährlichen Gegner wieder los zu werden, reizte Ludwig die Schweden auf zu einem Einfalle in Brandenburg. (Siehe Geschichte des großen Kurfürsten.) Schließlich kam es zum Frieden zu Nymwegen, und er erhielt die Franche Comte und zehn Städte im Elsaß. „Nimm weg!" nannten deshalb die Deutschen höhnend diesen Frieden. Solche Erfolge machten den König immer übermütiger. Da ihm im westfälischen Frieden Elsaß mit allen seinen „Dependenzen" (Zubehör) abgetreten war, so beanspruchte er nun alle Landesteile, welche je mit Elsaß verbunden gewesen waren. Ohne Kriegserklärung besetzte er ein Gebiet nach dem andern. Zwar erhoben die Besitzer-Beschwerde bei dem deutschen Reichstage, aber dieser vergeudete die Zeit mit den kleinlichsten Streitigkeiten. Als die Abgeordneten noch darüber berieten, ob sie bei den Verhandlungen im Kreise oder im Viereck, ob auf roten oder grünen Sammetstühlen sitzen sollten, ließ Ludwig Straßburg überfallen und besetzen (30. September 1681). So kam die deutsche Stadt ohne Schwertschlag in französische Hände, von welcher Karl V. gesagt hatte: „Wenn die Türken vor Wien und die Franzosen vor Straßburg stehen, so werde ich zuerst dem bedrohten Straßburg zu Hilfe eilen." Auch auf die Pfalz erhob der Nimmersatte Ansprüche. Ein mächtiges Heer rückte in das reich gesegnete Land ein und verheerte es in schrecklicher Weise. Die Greuel des dreißigjährigen Krieges wurden aufs neue verübt, ja noch überboten. Zahlreiche Dörfer und Städte wurden ausgeplündert und in Aschenhaufen verwandelt, das prachtvolle Schloß zu Heidelberg in die Luft gesprengt. In Speier wurden sogar die Gräber der deutschen Kaiser aufgerissen und beraubt und die Gebeine umhergestreut. Der schwache deutsche Kaiser war unfähig, solchen Greueln zu steuern; konnte er doch seine eigenen Erblande nicht schützen. 4. Die Türken vor Wien. Ludwig hatte die Türken zu einem Einsalle in Österreich aufgereizt. In zahllosen Scharen zogen sie durch Ungarn geraden Weges auf Wien los (1683) und umschlossen die Kaiserstadt in einem ungeheuren Bogen. Der Kaiser floh aus seiner Hauptstadt. Doch ein tapferer General, Graf Rüdiger von Starhemberg, und die wackeren Einwohner verteidigten die Mauern heldenmütig und standhaft. Was die Kanonen der Feinde am Tage zer-
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