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1. Bd. 1 - S. 270

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 270 — untertänig, gehorsam, aufrichtig und reblich, und gegen jebermann euer Nebenbürger, nnsträflich, frieblich und still gehalten habt, auch mit Leib und Gnt rn bienen und folgen, wohin solch weltlicher Gehorsam zu gebieten hat, allezeit er-bietig, willig und gewissen, (wiewohl es alles nicht hat wollen geacht werben) als fromme, ehrliche, bieberbe Bürger thun sollen. Solch fein und unsträflicher Gewissen stehet ba frei für aller Welt unerschrocken ; welchs St. Petrus auch rühmet als ein hohen Trost, ba er spricht " ..der ersten Epistel Petri am 4. Capit.: Niemanb aber unter euch leibe als ein Korber, ober Dieb, ober Uebelthäter, ober der in ein frembb Ampt greift • leibet er aber als ein Christen, so schäme er sich nicht; er ehre aber Gott in solchem Fall- Hie zeiget St. Petrus auch, daß es Gottes Ehre und Werk sei, wenn wir leiben als Christen, das ist, für der Welt unschülbiglich, und nicht als die Übel- täter. Nun ist ja euer Unschulb für der Welt gewiß, und werbet mit biesem Spruch des Heiligen Geistes allen Christen und Christo selbs vergleichet und zugleich getröstet. ö Wieberumb ist das auch gewiß, daß Herzog George und eure Verräther und Mitverfolger viel, viel zu hoch fahren, und Gott in fein Ampt und Gericht greifen. Denn ihre Macht streckt sich allein über Leib und Gut, ober weltliche Sachen; sie aber fahren daher, und forfchen auch die Heimlichkeit der Herzen und Gewissen, und wollen baselbs herrschen toben nach ihrem Muthwillen, so boch solch Gewalt auch kein Engel, kein Mensch, Weber Papst noch Bifchoff, noch alle die, so geistliche Ampter der Kirche haben, ob ihn wohl befohlen ist, die Gewissen und H^zen zu regiern burchs äußerliche Wort und Sacrament. Aber hinein rumpeln und Heimlichkeit der Herzen wollen wissen, richten, strafen, wie euer Tyrannen und Verrather tun, das heißt sie der leibige Teufel aus der Hölle, und werben Rechenschaft theur genug geben dem, der es verboten hat. Nu ihr benn folchs leibet nicht von Herzog Georgen noch von eurm Lanbs-fürsten ober Oberherrn; benn ein Lanbsfürst ober Oberfeit hat solchs kein Fug, noch Recht, noch Macht zu tun; sonbern als von Tyrannen, die ihnen selber ein andere neue, srembbe Gewalt nehmen, die ihnen nicht angeboren, nicht aufgeerbet, nicht durch Wahl befohlen, Weber von Gott noch Menschen erläubt ist; sonbern' wie gesagt, durch eigen Durst3) und Frevel zu sich zu rauben und unterstehen, so fünnt ihr euch rühmen mit aller Hoffart im Geist, daß ihr unschülbig eitel Frevel und Unrecht leibet für Gott und der Welt; dazu nicht als von orbentlichen Oberherrn ober Lanbesfürsten, sonbern als von Tyrannen, die aus ihrer orbentlichen Gewalt und Herrschaft treten, und srembber, verböte macht sich unter-nunben. Wenn solchs die Bauren ober ihr thätet, so hieß es Aufruhr und crimen laesae Majestatis4); aber nu es Fürsten felbs thun, muß es christlich und recht gethan heißen. E Denn wer hat jemals des Exempels gleichen gelesen ober gehört, daß man Zeichen soll ausgeben zursurschen 5), wer ba beicht und was er glaube ? sonberlich von einem weltlichen Fürsten. Hats boch der Papst noch nie gethan, der boch der recht Tyrann über die Gewissen gewest ist. Wer halt solchs Herzog Georgen befohlen zu gebieten? Was gehets ihn an, wer ba beichtet ober nicht? Bifchoff und Prebiger sollte man die Beicht regieren lassen; ein Fürst soll seiner fürstlichen Ampt warten. Wer hat ihm befohlen, solchen Eib auf feine Unterthanen zu legen, daß sie sollen sich verpflichten, die lutherische Lehre zu verfolgen ? Jsts boch alles Übermacht und aus der Weise! Ist boch ba kein Vernunft mehr, sonbern eitel 8) Macht, Gewalt. *) Majestätsoerbrechen. 5) zu erforschen.
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