1. Bd. 2
- S. 87
1911 -
Leipzig
: Wiegandt
- Autor: Beier, Karl, Lamprecht, Karl
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Leipzig, Leipzig (Kreis)
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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unter den wohlthätigsten Absichten errichtet, welches wir mit dem lebhaftesten Danke zu verehren große Ursache haben, und in dieser Hinsicht unsern Kindern einen Unterricht geben zu lassen drei Wege:
1) die Nicolai- oder Thomasschule zu wählen,
2) Privatlehrer uns zu halten, oder
3) unsere Kinder in die sogenannten Winkelschulen zu schicken,
sich uns darbieten. Allein so wohlthätig auch diese Anstalten für uns sein mögen, so können wir mit allem möglichen Kostenaufwands den Endzweck, welchen wir so sehnlich wünschen nicht erreichen; denn
ad 1. ist es auf hiesiger Nicolai- und Thomasschule die alte Gewohnhert, daß Kinder, wenn sie auch einer höheren Bestimmung würdig, dennoch mit andern und ohne Auswahl die Classen befolgen müssen ...
ad 2. Verstehen die meisten Eltern nicht, ist der Informators gut oder schlecht, und überlassen sich und ihre Kinder bloß der Empfehlung, . . . Eltern werden dadurch für ihr vieles und sauer verdientes Geld getäuscht, die Jugend irre geführt, und die Jahre zur Erlernung gründlichen Religionsunterrichts, auch nöthiger Wissenschaften, auf immer verloren.
ad 3. lernen zwar unsre Kinder in den Winkelschulen ein Bisgen mitunter lesen und schreiben, aber ohne Anwendung auf Verstandes- und (übrige) Seelenkräfte, und doch mit nicht wenigem Kostenauswande verbunden, indem wir diesen
einfachen Unterricht jedem Kinde unter 6 Thalern geben zu können nicht vermögen.
Wenn man nun erwäget, daß Eltern, wenn sie 5 und 6 Kindern den nöthigen Unterricht geben zu lassen sich verbunden achten, dieses allein die Anstrengung aller Kräfte erfordert, indem eines jeden Menschen Wohl und Glückseligkeit von einer vernünftigen und zweckmäßigen Erziehung in der Mittheilung eines gründlichen Religionsunterrichts, der Bildung eines guten Herzens und Erlernung nützlicher Wissenschaften beruht, dieses höchst nöthige Geschäft aber zeithero mit so wenigem Nutzen hat betrieben werden können.
Dahero in allen guten Herzen Hochderoselben getreue Bürger der sehnliche Wunsch entstanden, dieses kummervolle Anliegen Ew. Magnificenz etc. etc. ehrfurchtsvoll vereinigt vorzutragen, in der gewissen hoffnungsvollen Erwartung, daß, da Hochdieselben für hiesige arme Kinder eine so weise und preißwürdige Schulanstalt2) errichtet, wovon man itzt schon Nutzen und Segen für Jugend und Nachwelt verspürt, auch uns, dero treugehorsamsten Bürgern eine Schulverbesserung angedeihen zu lassen, von welcher so vieler unausbleiblicher Nutzen und Segen für die Zukunft zu erwarten ist.
Dannenhero ergeht an Ew. Magnificenz etc. etc. unser vereinigtes Bitten und Flehen, Hochdieselben wollen ... zur Bildung unsrer Jugend sowohl männlichen als weiblichen Geschlechts, an Statt der bisherigen Stadtschulen uns eine allgemeine Bürgerschule, in welcher unsre Kinder gegen ein billiges Schulgeld einen eben so wohlthätigen als zweckmäßigen Unterricht ... uns in dem Maaße, als die armen Kinder in hiesiger Freischule genießen, zu schenken . . . geruhen, etc. etc. Ew. etc. etc. uuterthänig gehorsame Bürger"
(folgen 21 Namen für die Innungen der Kammacher, Klempner, Bürstenmacher, Gürtler, Nadler, Drechsler, Hutmacher, Handschuhmacher, Wagner, Bäcker, Buchdrucker, Buchbinder, Corduan- und Lederbereiter, Lohgerber, Strumpfftricker, Perückenmacher, Goldschmiede, Seifensieder, Fleischer, Kürschner, Schlosser, Huf- und Waffenschmiede, Töpfer und Schuhmacher.)
(Nach Dir. Dr. Vogel, Zur Feier des 50jähr. Jubiläums der 1. Bürgerschule zu Leipzig am 2. Jan. 1854. — S. 7 ff.)
») Privatlehrer. 2) Die Ratsfreischule.