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1. Bd. 2 - S. 130

1911 - Leipzig : Wiegandt
Am 5. Februar wurden endlich 200 000 Thlr. abgezahlet. Wer auch bezahlet hatte, blieb dennoch in dem schmähligsten Gefängniße. Man brach sogar Gewölber auf und nahm Tuche und Zeuge heraus, ohne denen Eigenthümern etwas zu gute gehen zu laßen. Weil am 7. Februar die zweyten 200 000 Thlr. noch nicht abgeliefert waren, so solte Rath und Kaufleute nun in unterirdische Diebeslöcher und Criminal-Gefängniße gebracht werden. Der Plaz-Major war zu dieser Expedition schon da; doch lies der Hauptmann sich noch erbitten und sahe bis zum 13. Februar nach. An diesem Tage wurden noch 200 000 Thlr. gezahlt — man hatte wirklich das Kirchen-Gerät zu Geld machen müssen — und dennoch kam kein Mensch los. Des andern Tages kam der Hauptmann selbst zu denen Arrestanten und verlangte, daß man ihm auf den 1. Mart, die übrigen 400 000 Thlr. versprechen sollte. Man wendete sich an den Geheimen Rath Zinnow um Fürsprache, der aber antwortete, man müsse den Strang vollends ziehen. Keine Vorstellung und keine Bitten wurden vergessen; er (der Hauptmann) antwortete: »ihr müßt zahlen oder alle in das Hundeloch, da mögt ihr crepiren oder ungesund werden, das ist mir eins. Wenn ihr dieses noch zahlt, will euch des Königs Maj. los laßen und nichts weiter fodern, daferne ihr beßere Conduite annehmet«. Weil man sich nun zu der abermahligen Willigung nicht entschließen konnte, so wurde ernstliche Anstalt gemacht, die sämtlichen Gefangenen in die Souterreins zu bringen, wo bei der grosen Spitzbuben Inquisition die größten Delinquenten inhaftiret gewesen. Selbst der Preuß. Feld Medicus und Chirurgus Hatten von diesen Gefängnis geurtheilet, daß es Leute, welche einer leidlichen Lebens Art gewöhnet wären, in Gefahr ihrer Gesundheit und des Lebens fegte. Man versprach also sogar aus Furcht des gedroheten Gefängnißes die 200 000 Thlr. auf den 1. Mart, unter der Formul: »So wahr mir Gott helffe und fein heiliges Wort durch Jesum Christum«. Der Hauptmann spottete selbst darüber und sagte: »Nun laßt euch auch von Jesu Christo mit Waßer und Brodt speisen und eßt euch satt«. Er Hatte abermals zum Erlaß derer letzten 200 000 Thlr. große Hoffnung gemacht und eine Vorstellung zu secundiren versprochen. Die Fürstellung gieng ab und Hatte mit allen vorhergehenden gleiche Wirkung. Nun sollten die letzten 200 000 Thlr. auch versprochen werden und zwar dergestalt, daß 100 000 Thlr. in alten Golde gezahlet würden. Hierzu sahe man gar keine Möglichkeit. Doch der Hauptmann wüste es möglich zu machen. Das Herunterbringen unter die Erde war feste gesezt. Der Plaz Major hatte bereits die Schlüßel zum Gefängnis und war nebst denen hierzu commandirteu da, um uns alle hinunterzubringen. Weil die Löcher tief, naß und kalt waren, so verwahrte man sich so gut man konnte, mit Kleidern und Pelzen, jedoch hatte die am Eingänge des Gefängnißes gestellte Wache die Ordre, denen Gefangenen beym hineingehen alle Kleider und Pelze abzunehmen, damit sie sich mit nichts bedecken könnten. In dem Augenblick, da man hinunter gehen sollte, erschien der Hauptmann, der uns schon unten gesucht hatte. Einer von denen Gefangenen rief ihm entgegen: »H. Hauptmann, wir bitten um Gotteswillen um Gnade!« »Herr, antwortete er, ich habe keine Gnade, ich thue des Königs ordre, wenn auch noch so viel von euch crepiren. Ich kann plündern, brennen und hengen«. Nun fragte er Mann für Mann, ob er feine Ratam geben wolle oder nicht? Wer Nein sagen wolle, solte sogleich mit Wache fort gebracht werden. Ein einziger wagte es, Nein zu sagen, den ließ er gleich unter die gefangenen Kroaten und Husaren werffen, allwo er in einer Stunde von Ungeziefer starrete, daß er hernach Wäsche und Kleider wegwerffen mußte und ängstlich bat, sein Ja noch anzunehmen. Auf diese Art mußten auch die vierten 200 000 Thlr. versprochen werden, welche halb in alten Gold bezahlet werden mußten. Weil man
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