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1. Bd. 2 - S. 450

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 450 — die wichtigsten Interessen unseres Lebens, es gefährdet zugleich das Eigenthum und den Geschäftsbetrieb des Kaufmanns und des Fabrikanten im Binnenlande. Tief empfindet das Volk die Schmach dieser Wehrlosigkeit. Die Anfänge einer deutschen Nordseeflotte *), welche in stürmischer Zeit unter begeisterter Theilnahme der Nation geschaffen wurden, sie sind von den Wogen verschwunden; nur zwei Schiffe derselben bewahren unter preußischer Flagge ihre Kanonen. Seitdem hat Preußen eine Kriegsflotte in der Ostsee erbaut, welche schon jetzt diesen Theil der deutschen Küsten gegen feindliche Angriffe zu schützen vermag, und in kurzer Zeit der Kriegsmarine anderer Ostseevölker auch für den Angriff gewachsen sein wird. Für Häfen und Gestade der Nordsee dagegen, welche für unsern Exporthandel die wichtigsten sind, ist bis in die neueste Zeit nichts gethan. Von allen Seiten beginnt eine Agitation, in den Seestädten wie im Binnenlande bilden sich Vereine, durch freiwillige Beiträge Einzelner den Bau von Kriegs-fahrzeugeu zu fördern. Die königlich sächsische Regierung hat bereitwillig ihre Genehmigung ertheilt, und in Dresden ist das Werk bereits in Angriff genommen. Allerdings kann eine Kriegsflotte von irgendwelcher Stärke nicht vorzugsweise durch freiwillige Beiträge von Privatpersonen geschaffen werden, immer müssen dabei Finanzkraft und Regierung der Staaten selbst die Hauptsache thun. Und doch ist jetzt die Zeit gekommen, wo eine lebendige und zahlreiche Betheiligung auch der Einzelnen von höchster Bedeutung wird. Denn jeder Beitrag, welchen der Privatmann für unsere Wehrhaftigkeit zur See abgibt, ist ein Protest gegen den bisherigen Zustand kläglicher Schwäche; er wirb eine öffentliche Erklärung, welche auch die Regierungen an ihre hohe Pflicht mahnt, und je größere Summen durch tausend Einzelne zusammengeschossen werden, desto dringender wird der Ruf an die zunächst interessierten Staaten. Deshalb, wer warm für die Ehre des Vaterlandes empfindet, hier hat er Gelegenheit seine Gesinnung in würdiger Weise durch die That zu bewähren. Auch wer wenig zu geben vermag, hier kann er nützen und helfen. Durch die Fortschritte der Schiffbaukunst in den letzten Jahrzehnten sind Kriegsschiffe ermöglicht, welche verhältnismäßig schnell und mit geringen Kosten gebaut werden und zur Küstenvertheidigung wie zum Angriff vorzüglich geeignet sind. Die Schraubenkanonenboote, Kriegsfahrzeuge von beträchtlichem Tonnengehalt, mit zwei oder drei schweren Geschützen armirt; in der Mehrzahl auch schweren Kriegsdampfern furchtbar, schon in geringer Anzahl großen Segelfregatten überlegen, vermögen nicht nur die seichten Küsten und Flußeingänge der deutschen Meere zu schützen, sondern in genügender Menge sogar einen Angriff auf hoher See vorzubereiten und eine Landung größerer Truppenmassen zu erzwingen. Und der Bau solcher Kriegsschiffe ist auch durch freiwillige Gaben der Einzelnen zu bewirken. Damit aber die patriotischen Beiträge zum Bau von Dampskanonenbooten eine sichere Verwendung finden, und nicht zum zweiten Male die warme Theilnahme der Nation in einem bittern Gefühle von Demüthigung untergehe, ist es nothwendig , die politischen Verhältnisse der Gegenwart zu berücksichtigen. Was durch freiwillige Beiträge der Deutschen gebaut wird, das darf nur der großen deutschen Macht überwiesen werden, welche bis jetzt allein etwas Wesentliches für den Schutz deutscher Küsten gethan hat, und welche in ihrem eigenen Interesse keine andere als eine deutsche Politik treiben kann. Seitens des preußischen Marineministeriums hat man sich bereit erklärt, Beiträge, welche ihm durch die Sympathien der Deutschen zum Bau von Kriegsfahrzeugen in der Nordsee zugehen, für diesen Zweck zu verwenden . . . i) Vgl. S. 404 ff.
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