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1. Vom Untergange des Weströmischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 3

1894 - Breslau : Trewendt
Das Morgenland 3 beseitigen. Als dann die beiden großen Gewalten des Mittelalters, das Papsttum und das Kaisertum, in unversöhnlichen Widerstreit gerieten, eben weil sich herrisches Römertum und freiheitsliebendes Germanentum gegenüber standen, da erlag in diesem Riesenkamps um die Führerschaft zuerst die weltliche Macht; bald daraus erlitt aber auch die geistliche Macht, die Hierarchie, namentlich durch den unbefriedigten Ausgang der Kreuzzüge einen so schweren Schlag, daß sie sich nie wieder völlig erholen konnte. Glaube und Sittlichkeit wurden mehr und mehr erschüttert, und der inzwischen herangereifte Geist der germanischen und romanischen Völker suchte sich von der kirchlichen Vormundschaft zu befreien. Der Abschluß dieser Bewegung wurde durch die Reformation herbeigeführt, die das Christentum in seiner ursprünglichen Reinheit wiederherzustellen suchte und den allgemein-politischen Gedanken der römischen Kirchenherrschast für immer aus der Welt schaffte, fodaß sich die nationalen Besonderheiten der europäischen Völker erst jetzt völlig selbständig entfalten sonnten. Das Morgenland hatte inzwischen feine eigene, nicht minder bewegte und bedeutungsvolle Geschichte. Hier erhält sich das Römische Reich noch nahezu ein ganzes Jahrtausend lang: es bildet in dieser Zeit für das christliche Europa die schützende Vormauer gegen den Ansturm aller der Völker, die sich zu einer neuen, sittlich und geistig weit tiefer stehenden Religion, dem Islam, bekannten; es brachte jenes großartige Gesetzbuch (das corpus iuris civilis) hervor, das späterhin allen gebildeten Nationen der Welt mehr oder minder zum Muster dienen sollte; es bewahrte endlich durch alle Stürme der Zeiten hindurch die Wissenschaften und Kenntnisse des Altertums, um sie dem Abendlande in dem Augenblicke zu übermitteln, wo es selbst der furchtbaren Macht der islamitischen Osmanen erlag. Jnbezug auf die Kirche hatte sich das christliche Morgenland vom Abendlande schon im 3. Jahrhundert geschieden, wenn auch die völlige Trennung erst 1054 erfolgte; die Verschiedenheit in Sprache, Sitte und religiösen Anschauungen war der tiefere Grund der Scheidung, während politische Vorgänge die äußere Veranlassung dazu gaben. Die Machtstellung der beiden Kirchen, der griechischen und römischen, war aber eine sehr verschiedene: jene stand immerfort mehr ober weniger unter dem Einflüsse der byzantinischen Kaiser, diese dagegen entwickelte sich frei und ungebunben bis zur ersten Gewalt im Abendlande. Was zunächst das Abendland angeht, so waren die beiden wichtigsten Grundpfeiler des Mittelalters das Germanentum und das Christen-
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