1894 -
Breslau
: Trewendt
- Autor: Jaenicke, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Hauptstämme der Deutschen
5
Celten, die, wenn sie nicht in Knechtschaft geraten wollten, hinter jene
beiden Ströme zurückgehen mußten^). Da erschien Cäsar in Gallien
und machte durch seinen Sieg über Ariovistus und über die Usipeter und Tenchteren den Rhein für lange Zeit zum Grenzstrom zwischen römischem und germanischem Besitz. In gleicher Weise setzte Augustus der germanischen Wanderbewegung dadurch ein Ziel, daß er das celtische Gebiet zwischen Alpen und Donau in römische Provinzen (Rätia und Vindelicia, Noricum und Pannonia) verwandelte. Dadurch wurden
nämlich zunächst die nach Westen vorgeschobenen Deutschen gezwungen, zu seßhaftem Leben überzugehen, und infolgedessen wurden auch die weiter östlich schweifenden Deutschen veranlaßt, mit den einmal besetzten Gebieten sich zu begnügen.
shauptstämme der Deutschen.] Daß die Deutschen nicht von vornherein mit besserem Erfolge gegen die Römer vorzudringen vermochten, lag an ihrer Zersplitterung. Ein gewisses Gefühl ihrer Zusammengehörigkeit im Gegensatze zu anderen Völkern fehlte zwar nicht völlig, aber es drückte sich nur in der dunklen Sage von dem Gotte Tu ist o^) und seinem Sohne Man nn s ans; dieser habe wieder drei Söhne gehabt, nach deren Namen die drei Hauptstämme der Jngä-vonen (an der Ost- und Nordsee), der Jstävonen (am Rheine) und der Herminonen (im Binnenlande) benannt worden seien3). Außer den drei Hauptstämmen waren noch mittlere und kleinere Gruppen von Völkerschaften vorhanden, namentlich die Sueben, die, jene Haupt-
gruppen in weitem Bogen umschließend, vom Rheine bis zur Elbe wohnten, und die Marsen im Süden der Lippe.
§ 4. Volkszustände und Staatenbildung. svolksznstände.] Die Deutschen erscheinen beim Eintritt in die Geschichte von Natur nicht geringer veranlagt als die Römer, aber sie stehen auf einer noch niedrigen Stufe der Kultur, von der sie sich nur langsam erheben können, da sie in stetem Kampfe mit Urwald und Witterung leben. Jnbezug auf den Körperbau ähneln sie den Celten; ihre Glieder sind gewaltig, ihre Haarfarbe blond, gelb oder rot, ihr Auge blau oder grau und
') Unzweifelhaft celtische Namen sind: Rhein, Donan, Lech (Licus), Isar (in Bayern und Jsere in Frankreich), Main (Moenus), Taunus und Hercynia (d. i. das Deutsche Mittelgebirge vom Wasgau bis zum Harz).
3) Nicht Tuisko, ebensowenig (wie weiterhin) Jskävonen statt Jstävonen.
3) Andere Forscher verteilen obige Hauptstämme so, daß auch die Nordgermanen und Goten darin Platz finden.