1894 -
Breslau
: Trewendt
- Autor: Jaenicke, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Bolkszustände und Staatenbildung
blitzend!). Das rauhe Waldleben, Waffenübungen, Jagd und Schwimmen erhöhten den angeborenen kriegerischen Geist bis zum bewunderungswürdigen Heldentum. Mit diesen Vorzügen verbinden sie die Tugenden der Keuschheit, die sich in der hohen Würdigung der Frau ^) und in der säst allgemein geltenden Einzelehe ausspricht, und der Treue3), die nur da, wo sie selbst schmählich hintergangen werden, in Untreue und Arglist umschlägt. Aber es fehlt auch nicht an nationalen Fehlern: dahin gehören die Genußsucht in Speise und Trank, die Leidenschaft des Würfelspiels, die nicht selten zum Verluste der Freiheit führt, und die Trägheit zur Ackerarbeit, die erst notgedrungen ausgenommen und selbst dann noch den Unfreien, Weibern und Greisen überlassen wird; große Rodungen und Entsumpfungen fanden eigentlich erst in der Karolingerzeit statt.
Die Tracht der Männer ist langwallendes Haar, das Zeichen ihres freien Standes, und ein starker Mantel aus Wolltuch (sagum), der auf der Schulter durch eine Spange (fibula) befestigt wird. Bei den Reichen kommt ein Wams (vestis) hinzu, das unter dem Mantel getragen wird: Hosen oder Binden (fasciae) um die Beine und lederne Schuhe dienen oft zur Vervollständigung dieser Kleidung, die im allgemeinen auch bei den Frauen üblich ist, nur daß diese mit Vorliebe weißes Linnen für ihre Gewänder verwenden. Die Bewaffnung erscheint mangelhaft; nur wenige besitzen Helm und Brünne, alle aber Schild und Langspeer, andere auch die framea, d. i. ein zu Wurf und Stoß geeigneter kurzer Speer, und z. T. noch aus Stein verfertigte Schwertmesser (sahsas). Die Niederlassungen erfolgten entweder in Hofsiedelungen , also in einzelnen, oft stundenweit vom nächsten Nachbar entfernten Gehöften, oder in Dorfsiedelun gen*), d. h. in Gruppen von Häusern, die aber auch in diesem Falle stets von einem freien Raume umgeben sind. Zum Stadtleben gingen die Deutschen erst in den eroberten Provinzen des Römischen Reiches über. Die Häuser bestehen aus Holz und sind zur Mitnahme auf die Wanderung berechnet; der Hauptraum ist die von Balken oder Säulen getragene Halle mit dem Herde, Tischen, Bänken und Stühlen; Stall und Scheune sind entweder unter demselben Dache untergebracht oder liegen auch abgesondert neben
») Caesar, de bell. Gail. I, 39: aciem oculorum. Tacit. German. 4: truces
et caerulei oculi.
3) Tacit. Germ. 83: inesse sanctum aliquid et providum.
3) Tacit. Germ. 24: ea est in re prava pervicacia: ipsi fidem vocant.
4) Dorf verwandt mit lat. turba.