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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 128

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 128 — aber die Städte bleiben Unterthanen des Reiches, wie die Fürsten). In der Hitze des Kampfes ist natürlich von beiden Parteien auch manches Unrecht begangen worden z. B.: Die Bedrückungen der Podestas, ihre gewaltsame Vertreibung, der Plan der Lombarden zur Losreißung vom Reich, der Mordanfall in Susa. Der Papst, der sich gegen den Kaiser zu behaupten suchte, hatte hierin ganz recht, da die Kirche ihn rechtmäßig zu ihrem Oberhaupt gewählt hatte. Wir sehen daraus, daß die Einrichtung Gregors (die Kirche wählt sich selbst ihr Oberhaupt durch die Kardinäle) im Laufe eines Jahrhunderts zur festen Sitte und zum unumstößlichen Recht geworden ist. 3. Was ist über die Gesinnungen und Eigenschaften (Charakterzüge) der handelnden Personen zu sagen? Die Hauptp erson en: Der Kaiser Friedrich zeigt den festen Willen, überall und immer für die Ehre, Macht und Herrlichkeit des Reiches zu sorgen und zu arbeiten. Ja er will die Macht des Reiches über die italienischen Unterthanen größer machen, als sie je vor ihm war (etwa so wie zur Zeit des Kaisers Augustus), und auch über die Kirche soll das Reich gebieten, so etwa wie vor den Zeiten Heinrichs Iv. Das war sein Ziel (Ideal). Aber die Städte und die Kirche sind indessen zu selbständigen Mächten herangewachsen, die nur dann leben wollen und können, wenn sie frei sind in ihrem Gebiet. Und das beweisen sie dem Kaiser durch festen Widerstand. Jahrelang kämpft der Kaiser mit aller Kraft gegen seine Gegner. Aber als er erkennt, daß der Widerstand unüberwindlich ist, da giebt er zu rechter Zeit nach, und durch seine Nachgiebigkeit rettet er mit allen Ehren die Hauptsache, die Oberhoheit des Reiches in Italien. (Die Regierungsgewalt, die er den Städten giebt, stammt doch von ihm, ist sein Lehen, wird in seinem Namen ausgeübt). So ist also Friedrich fest und nachgiebig zugleich, wie es gerade die Lage erfordert. — Hierin zeigt er auch seine große Klugheit; er erstrebt möglichst viel, ist aber schließlich zufrieden mit dem Möglichen und Erreichbaren und setzt nicht starrsinnig und tollkühn alles aufs Spiel. Klug ist auch die Art und Weise, wie er den Papst von den Lombarden trennt und so den mächtigen Gegner schwächt und zum Nachgeben zwingt. — Wohl zeigt er sich in der Hitze des Kampfes und Zornes manchmal streng und hart und ungerecht (Bedrückungen der Podestas, Aufknüpfen der Geiseln, Niederbrennen Susas), aber in der Hauptsache, in den beiden Friedensschlüssen, offenbart er doch eine große Gerechtigkeit, indem er jedem Gegner das Seine giebt und doch die Ehre und Macht des Reiches wahrt. — Auch als tüchtigen Feldherrn und tapferen, furchtlosen Kriegsmann bewährt er sich bei der Eroberung Roms und in der Schlacht bei ^egnano; nur die Pest und die Übermacht zwingen ihn zur Flucht. Die Lombarden sind freiheitsliebend, vaterlandsliebend (ihr Vaterland ist ihre Stadt) und opfern für ihre Liebe Gut und
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