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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 156

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 156 — b) Der Charakter Friedrichs. Er ist ein Herrscher, geschmückt mit allen zum Herrschen nötigen Tugenden: Festigkeit im Willen, der unerschütterlich immer auf die Herrlichkeit des Reiches und die Wohlfahrt des Volkes gerichtet ist; dennoch nicht hartnäckig und unvernünftig, sondern nachgiebig und versöhnlich zu rechter Zeit (Papst, Lombarden); würdevolle und achtunggebietende Persönlichkeit (Papst, Römer); Gerechtigkeit (Jedem das Seine; dem Reiche, dem Gegner, dem Unterthan, dem Ungehorsamen, dem Landfriedensbrecher z. B. . . .); Milde und Strenge, je nachdem es sich gehört (Mailand, Susa, Heinrich der Löwe); Klugheit und Weisheit (gegen Papst, Lombarden; Zerstückelung Sachsens); Dankbarkeit (Otto von Wittelsbach); Thatkraft (rascher Entschluß, rasche That). Ein fürsorglicher und gütiger Landesvater; denn er erstrebt und verwendet die Macht nur für die Wohlfahrt des Volkes, für Landfrieden, Förderung von Handel und Wandel, Kunst und Wissenschaft; Freigebigkeit; Treue gegen die gefangenen Gesandten und Freude über ihre Befreiung, Angst um das Leben seines Kriegsvolkes. Ein kluger und umsichtiger Feldherr (Römerzug, Eroberung Mailands, Besiegung Heinrichs d. L., Kreuzzug). Ein kühner, tapferer, gewandter und starker Kriegsmann (Rom, Legnano, Jkonium). Ein frommer und opferfreudiger Christ (Ehrerbietung gegen das Oberhaupt der Kirche, eifrige Teilnahme ant Gottesdienst, Erfüllung des Gebotes der Nächstenliebe, Gottvertrauen, Hingabe des Lebens für Christus). Die einzelnen Züge von Ungerechtigkeit und Härte, zeigen uns nur, daß Friedrich kein Engel war, sondern ein Mensch. Er war aber ein so edler Mensch, daß er vollauf die Liebe und Verehrung seines Volkes verdiente, und der Hauptbeweis für diese Liebe und für den gewaltigen Eindruck, den Friedrich Barbarossa auf sein Volk gemacht hat, ist der Glaube an sein Fortleben und Wiederkommen. 3. Aus der Hoffnung des Volkes auf Friedrichs Wiederkunft sowie aus dem Verse „Er hat hinabgenommen des Reiches Herrlichkeit" sehen wir, daß bald nach Friedrichs Tode schlimme Zeiten eintraten. Wir haben diese Zeiten zwar noch nicht besprochen, aber einiges wißt ihr doch schon darüber: Raubritter, dreißigjähriger Krieg, Napoleons Herrschaft, Nichtvorhandensein des deutscheu Reiches noch zur Zeit der Geburt unsres jetzigen Kaisers. Es fehlte in diesen Zeiten an allem, was zu Barbarossas Zeit da war, an Friede und Recht, an Einigkeit und Macht, und darum wurde unser Vaterland von fremden Völkern verwüstet. Wenn also das Volk in allen diesen Nöten glaubt, daß einst Barbarossa mit der alten Herrlichkeit des Reiches wiederkommen werde, so glaubt es damit an seine künftige Einigkeit und Macht, Wohlfahrt und Freiheit, kurz an fein eigenes Leben, und daher strebt es auch nach diesen Gütern (siehe oben!). Dieses Streben („Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland . . .") ist endlich erfüllt worden durch den ersten
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