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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 197

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 197 — Welcher Wunsch wird sich nun im Jammer des Faustrechtes erhoben haben? (Ein Kaiser, ein wirklicher Kaiser! Nur er kann helfen). Drittes Stück: Die Wahl Rudolfs von Habsburg. Zielfrage: Warum wurde nach 20jähriger Zwischenzeit wieder ein Kaiser gewählt, und warum gerade Rudolf von Habsburg? I und Ii a. Warum ein Kaiser? Das ist leicht gesagt. Denn das ganze Volk, besonders die Schwachen und Armen, litt unsäglich unter dem Faustrecht und wird immer dringender und heftiger von den Fürsten einen Kaiser verlangt haben, um endlich Recht und Frieden zu erlangen. Auch die Fürsten werden endlich eingesehen haben, daß ein König notwendig sei, da ihre Unterthanen verarmten und sie selbst in ihrer Herrschaft von jedem mächtigeren Nachbarn bedroht waren. Dazu kam noch, daß der Papst selbst die deutschen Kurfürsten dringend mahnte, endlich eine Kaiserwahl vorzunehmen. Er wurde nämlich von demselben Karl von Anjou, den einst sein Vorgänger als Lehnsmann nach Sizilien gerufen hatte, schwer bedrängt und wünschte in seiner Not den Schutz des römischen Kaisers. So versammelten sich denn die deutschen Wahl-fürsten in Frankfurt. Aber wen sollte man wählen? Ein mächtiger Fürst erschien den Wählern zu gefährlich für ihre Freiheit, und ein schwacher Fürst konnte dem Reiche nichts helfen. Wohl bewarb sich einer der Wähler selbst um die Krone, der König Ottokar von Böhmen, der zu seinem Böhmen und Mähren noch die deutschen Länder Österreich, Kärnten und Kram erworben hatte. Aber gerade deswegen wollte man ihn nicht haben. Da lenkte der Erzbischof von Mainz und der Burggraf von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, Me Augen der Wahlfürsten auf einen schlichten Grasen im Schweizerland, Rudolf von Habsburg. (Der Erzbischof hatte den Grafen kennen und schätzen gelernt, als ihm dieser bei einer Reise nach Rom das Geleite von Straßburg bis an die Alpen gab; daß der Erzbischof durch seinen Kaplan, d. h. durch denselben Priester, dem einst der fromme Graf Rudolf das Pferd geliehen, auf Rudolf aufmerksam gemacht worden sei, ist wohl eine Sage). Er erschien bald allen passend; denn seine Besitzungen, die in der Schweiz zerstreut lagen, waren nicht so groß, daß er den Fürsten gefährlich werden konnte, aber doch groß genug, daß er würdig und kräftig als König aufzutreten vermochte. Auch war es den weltlichen Kurfürsten, die damals zufällig meist unverheiratet waren, sehr lieb, daß sie durch Verheiratung mit einer von den sechs Töchtern Rudolfs in Verbindung mit dem Königshaus treten konnten. Und überdies war Rudolf weit und breit als ein tapferer, ehrlicher und frommer Mann bekannt und beliebt. So vereinigten sich denn bald die Stimmen aller Kurfürsten mit Ausnahme der böhmischen Stimme auf Rudolf. Die Wahl wurde ihm sofort mitgeteilt, und schon am nächsten
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