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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 200

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
- 200 - seinen zahlreichen sakralen Formen, die nur den Zweck haben, die ihrem Sinne^'nach durch den Mythos erschlossenen Gtterhandlungen nachzuahmen?und dramatisch darzustellen. Whrend nun die Formen des religisen Lebens im Kult dem Veharrungsgesetz unterliegen, ist die im Munde des Volkes lebende Rede von den Gttern dem Wandel unterworfen. Der religise Mythos wird entweder unter Bewahrung der eigentlich mythischen Elemente mrchenhaft ausgestaltet, oder er wird mit historischen (Erinnerungen durchsetzt. - Da spielt nun die ethnische Frage hinein. Ins stliche Mittelmeergebiet wanderten in einem Zwischenraum von 500 Jahren zwei idg. Vlkerschichten ein: im 18. Iahrh. die achisch-pelasgische Gruppe, die Trger der sog. mykenisch-kretischen Kultur, Acher, Pelasger, Thraker, Karer, Dardaner, Heka-torer (deren gttlicher Eponym Hekatoros oder krzer Hektar sowohl in Griechenland wie Kleinasien heimisch ist), und im 13. Iahrh. die argivisch-troische Schicht1) - die sog. dorische Wanderung umfat nur einen Teil, die seitdem im Sdosten des Peloponnes ansssigen Stmme. Nach Stmmen geschieden, besa nun das Volk im Kulte ursprnglich nur je eine oder richtiger zwei der homerischen Gottheiten; so besaen die Pelasger Zeus-Dione, die argmischen Stmme Apoll und Artemis, andere Ares und Aphrodite oder Aphrodite und Adonis usw. Diese Gtterpaare sind in der ltesten Anschauung dieser Stmme smtlich Mondgottheiten und zwar Personifikationen des Doppelmonds. Die Sonne spielt in der Zeit des Nomadentums der idg. Stmme tatschlich nur die Rolle des Tartaros, des glhenden oder brennenden Tartaros, in dem der alte Mond allmonatlich verbrannt, der junge neugeborene gewissermaen angebrannt wird. Beides wurde im Kult in Verbrennung der Leichen oder 21 n brennung derselben vor erfolgter Beisetzung (z. V. in den mykenischen Kuppelgrbern) ober durch Brandopfer von Kindern (d. h. vllige Verbrennung derselben), auf Kreta zu (Ehren des Talos ( Helios nach Hesych), nachgeahmt. Wie im Mythos das Anbrennen des Achill und Demophon ausdrcklich zum Zwecke der Unsterblichkeit des jungen Mondgottes stattfand, so hat auch der Verbrennungstod des alten Mondgottes in der Sonne (vgl. Herakles) den Zweck der Wiedererstehung vom Tod (so ersteht auch der Vogel Phnix aus der eigenen Asche). Die Verehrung der Sonnengottheit ist in ltester Zeit also eine mehr mittelbare, nicht unmittelbare; erst nach dem Sehaftwerden der idg. Stmme tritt die Sonne in den Vordergrund, und nun werden die vorhandenen gttlichen Appellative der Mondgottheiten auch auf die Sonne angewandt. 2. Periode: Die aufgeklrte homerische Religion in Literatur und ttunst. (knthropomorphismus). (ca. 1000-300 v. Chr.). (Es mu eine Zeit gegeben haben, wo den Griechen beides Mond- und Sonnenverehrung durcheinanderging, eine Verwirrung, die dann *) Aus der Mischung der beiden Schichten sind die historischen Völker des Altertums auf der Balkanhalbinsel und^in dem Hauptteil Kleinasiens entstanden, also Griechen, Thraker, Phryger, Myser, Lykier usw.ederen enge kulturelle Zu-sammenhnge unbedingt ihren gleichen Ursprung erweisen.
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