1905 -
Bamberg
: Buchner
- Autor: Stich, Hans
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Mittelschule
173
Napoleon trug sich seinerseits wohl mit dem Gedanken, nach berwltigung Rulands das zur See unangreifbare England auf dem Wege der Persien in Ost-indien anzugreifen, hoffte aber bis zuletzt auf Nachgiebigkeit Alexanders.
Rulands Stellung war durch den (im Frhjahr 1812 zu Bukarest abgeschlossenen) Frieden mit der Trkei sowie durch ein Bndnis mit Schweden verstrkt. In letzterem Lande war der zur Willkr neigende König G n st a v Iv. nach dem Ver-lnste Finnlands zur Abdankung gentigt worden; sein (kinderloser) Nachfolger ernannte spter auf den Wunsch der Stnde den franzsischen Marschall Bernadette, der sich bei der Besetzung von Schwedisch Pommern (1807) die Neigung der Schweden erworben hatte, zum Kronprinzen.
3. Napoleon, der die Heeressolge sterreichs und Preuens gewonnen hatte, berschritt Ende Juni 1812 mit einem wohlausgersteten Heer von einer halben Million Streiter (und 1400 Geschtzen) den Niemen, den Grenzflu Rulands; 30000 sterreicher unter dem Fürsten Schwarzen-berg bildeten den rechten Flgel, der in der Richtung auf den Dnjepr durch Volhynien vordringen sollte; der linke Flgel (mit 20000 Preußen) sollte unter Macdonald die russischen Ostseeprovinzen erobern.
Auf seiner Reise zur Armee im Frhsommer 1812 nahm Napoleon die Hnldi-guugen der deutschen Fürsten entgegen; in Dresden fand sich das sterreichische Kaiser-paar, nach einigem Zgern auch der König von Preußen mit dem Kronprinzen zur Be-grung ein.
Das Heer, das grte Aufgebot eines Herrschers seit der Zeit der Perserkriege, vereinigte Soldaten aus allen Gebieten Mittel- und Westeuropas, besonders Franzosen, Deutsche, Italiener und Polen. Sechs Brckenzge, Handwerker jeder Art, selbst Grtner mit Smereien folgten dem Heere.
4. Das russische Heer (unter dem Livlnder Barclay de Tolly) war den eindringenden Feinden nicht gewachsen und zog sich stetig zurck. Erst nach sechswchentlichen Mrschen kam es (Mitte August) bei Smolensk zum Kampf; Barclay wurde geschlagen und gab nun den Oberbefehl an den Altrussen Kutusow ab, der aber (Anfang September) bei Borodino an der Moskwa gleichfalls unterlag. Hierauf zog Napoleon in das verlassene Moskau ein (14. September 1812).
Da es Napoleon unterlie, den Polen die Wiederherstellung ihres Vaterlandes zuzusichern, fand er nicht den gengenden Rckhalt in der Bevlkerung. Der Marsch durch die einfrmigen Ebenen Litauens erschpfte die Truppen, die zum Teil von den Ksten der westlichen Meere gekommen waren; auch war die Verpflegung trotz vieler Magazine und trotz der das Heer begleitenden Viehherden mangelhaft.
In der Schlacht bei Borodino betrugen die Gesamtverluste beider Teile zu-sammen 70000 Mann; der mhsam errungene Sieg wurde nicht zur Vernichtung des Gegners ausgentzt, da Napoleon, 800 Stunden von Paris entfernt, seine Garden nicht zur Verfolgung hergeben wollte. So konnte Kntnsow seinen Rckzug als beab-sichtigt darstellen; Alexander lie in St. Petersburg Tedeum singen und Viktoria schieen.