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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 84

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
84 Die Zeit der gr. franzsischen Revolution n. d. napoleonischen Militrdiktatur. groen Reichtum, andre waren im Kriegsdienste ganz verarmt. Lebten viele einfach krglich auf ihrem Landsitze, in manchen Gegenden wie in der Vendee und in der Niederbretagne patriarchalisch mit den Bauern, not-gedrungen an ihrer Steuerfreiheit festhaltend, so glaubte eine groe Menge nur in der Hofluft leben zu knnen. In ppigen Festen aller Art, in Sinnenlust und Verschwendung, in Rnken und Klatsch, in frivolen Unter-Haltungen und verfnglichen Wortspielen, in einem sittlich verkommenen, durch vollendete uere Grazie doppelt verfhrerischen Gesellschaftsleben seine Tage hinbringen, das galt diesem Hofadel und den von seiner Fulnis angesteckten Elementen der reichen brgerlichen Salons als Leben, und daran beteiligten sich auch viele Geistliche. Die hheren gingen meist aus dem Adel hervor und hatten znm Teil auerordentlich hohe Einknfte. Neben manchen vortrefflichen Prlaten von tadellosem Lebens-wandel, tief frommer Gesinnung und echt priesterlichem Wirken gab es genug Pflichtvergessene, fr welche die Sitteugesetze und die Glaubens-Wahrheiten abgetane Dinge waren. Dagegen lebte der niedere Klerus im ganzen drftig und sittenrein und wirkte treu und hingebend in der Sittliche Seelsorge. Wenn in weiten Kreisen aller Gesellschaftsklassen Ent-entartun9'ftttlichung und Unglaube in erschreckendem Mae um sich griffen, so trug daran sehr groe Schuld das bse Beispiel, welches der Hof Ludwigs Xiv. und mehr noch Ludwigs Xv. gab, der sich gauz leiten lie von seinen Geliebten, erst der schnen Pompadour, spter der ganz schamlosen Du Barry. Das Knigtum selbst aber bte durch das zuchtlose Treiben der tonangebenden Lebewelt mehr und mehr an Achtung und Ansehen ein. Schwche Am schlimmsten war es, da die Staatsleitung nach der Zahl der des e Gesetze eine groe Machtflle befa, diese aber tatschlich auszuben nicht on.g"m ' mehr die Kraft hatte. Die Schrecken der Haftbriefe (lettres de cachet) und des Staatsgefngnisses, der Bastille, bestanden mehr in der Einbildung des Publikums, als in Wirklichkeit. Der Despotismus, der welchen Klagen laut wurden, war lngst in eine ziemliche Unkrast umgewandelt, wie auch au Stelle des Gehorsams, der Fgsamkeit und des Antoritts-Jndwidua- glanbens dank des verderblichen Einflusses der Literatur der Geist des usmus. gtoe^et und Widerspruchs, der Auflehnung gegen das berkommene getreten war. Kirche und Staat erschienen in ihren Gesetzen als mensch-liche Einrichtungen der Gewalt, als Willkr-Anstalten zur Beschrnkung des jedem einzelnen Menschen zustehende Rechtes der freien Willens-bestimmung; Freiheit wird zum Losungswort der Gebildeten und bald auch der groen Masse der Ungebildeten, und jeder deutete sie nach seiner persnlichen Neigung als sittliche Ungebnndenheit, als Entlastung von den Lehren des Christentums, als Beseitigung der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung, als wirtschaftliche Wiedergeburt der Einzelpersnlichkeit.
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