Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das preußische und deutsche Heer ; Teil 1 = H. 88 d. Gesamtw. - S. 23

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Soldatenleben in der Zeit Friedrichs des Großen 23 und (Quer pfahlgerad marschieren, und ununterbrochen blitzschnelle Handgriffe machen zu müssen, und das alles auf Geheiß eines Offiziers, der mit furiosem Gesicht und aufgehobenem Stock vor uns stund und alle Augenblicke wie unter Kabisköpfe [Kohlsöpfe; in übertragenem Sinn: Dicftöpfe] dreinzuhauen drohte. Bet einem solchen Traktement mußte auch der starknervigste Kerl halb lahm und der geduldigste rasend werden. Kamen wir dann todmüde ins Quartier, so ging's hals über Kopf, unsere Wäsche zurechtzumachen und jedes Fleckchen auszumustern, denn bis auf den blauen Rock war unsere ganze Uniform weiß. Gewehr, Patronentasche, Kuppel, jeder Knopf an der Montur, alles mußte spiegelblank geputzt sein. Zeigte sich an einem dieser Stücke die geringste Untat oder stand ein haar in der Frisur nicht recht, so war, wenn man auf den Platz kam, die erste Begrüßung eilte derbe Tracht Prügel. (B. erwog immer wieder, wie er dem Kriegsdienste, zu dem er durch List gepreßt war, entrinnen konnte. Die Aussicht, Leim Ausbruch des Krieges in ein Garnisonregiment zu kommen, erschreckte ihn.) „Das hätte mir himmelangst gemacht; aber ich glaubte es nicht." „3ch horchte wie ein Schwein am Gatter", natürlich, um in den Kriegswirren eine gute Gelegenheit zum Entwischen zu finden. „Ich bot alle meine Leibes- und Seelenkräfte auf, mich bei allen Manövers als einen fertigen, tapferen Soldaten zu zeigen, denn einige bei der Kompagnie, die älter waren als ich, mußten wirklich zurückbleiben." ((Er wurde mit dem Regiment Itzenplitz ins Feld mitgenommen. Den Ausmarfch des Regiments schildert er mit folgenden Worten:) Den zweiundzwanzigsten August, morgens um drei Uhr, ward Alarm geschlagen, und mit Anbruch des Tages stand unser Regiment . .. in der Krausenstraße schon Parade. ... Jetzt wurde Marsch geschlagen, Tränen von Bürgern, Soldatenweibern flössen zu Haufen. Huch die Kriegsleute selber, die Landeskinder nämlich, welche Weiber und Kinder zurückließen, waren ganz niedergeschlagen, voll Wehmut und Kummer; die Fremden jauchzten heimlich vor Freuden und riefen: Endlich ist unsere Erlösung da! Jeder war bebündelt wie ein Esel, erst mit einem Degengurt umschnallt, dann die Patronentasche über die Schulter mit einem fünf Zoll langen Kiemen; über die Achsel den Tornister, mit Wäsche usw. gepackt; item der habersack mit Brot und anderer Fourage gestopft, hiernächst mußte jeder noch ein Stück Feldgerät tragen: Flasche, Kessel, haken oder so was, alles an Kiemen; dann erst noch eine Flinte, auch an einem solchen. So waren wir alle fünfmal kreuzweis über die Brust geschlossen, daß anfangs jeder glaubte, unter solcher Last ersticken zu müssen. Dazu kam die enge, gepreßte Montur und eine solche hundstagshitze, daß mir’s manchmal beuchte, ich geh' auf glühenden Kohlen. Wenn ich meiner Brust ein wenig Lust machte, kam ein Dampf heraus wie aus einem siedenden Kessel. (Dft hatt’ ich keinen trockenen Faden mehr am Leib und verschmachtete bald vor Durst. (Während des ganzen Marsches war B.s Sinnen auf (Entrinnen gerichtet, „denn was gehn mich eure Kriege an?" (Er wollte wieder in fein Vaterland, die Schweiz, zurück. (Erft während der Schlacht bei Lobositz fand sich dazu die Gelegenheit. B. entkam und gelangte in die Heimat.)
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer