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1. Die vorchristliche Zeit - S. 16

1877 - Leipzig : Brandstetter
16 der ganzen Welt geworden. „Ihre Kaufleute," sagt der Prophet Jesaias, „sind Fürsten, ihre Krämer die Herrlichsten im Lande." Ihr früher so armes Ländchen glich nunmehr einem schönen Lustgarten. Alle vier Stunden war eine Hauptstadt mit fortlaufenden Meiereien bis zu der folgenden Stadt. Und welches Leben überall! Da flatterten die Segel, da schnurrten die Räder, da pochten die Hämmer, Alles lebte und webte, Alles handelte, Städte und Küsten wimmelten von geschäftigen Menschen. Phöniden war der Markt der ganzen Welt. Doch der Reichthum und Wohlstand des Kaufmanns-Völkchens reizte die kriegerischen Nachbarn. Sein naher Untergang ward ihm von den Propheten Hesekiel und Jesaias vorhergesagt: „Klaget, ihr Schiffe von Tarsis! Daheim ist Verheerung! Auf's Meer streckt Gott den Arm, und Reiche beben; Verderben trifft, so will es Gott, Phöniciens Städte. Du beraubtes Sidon, jauchzest nicht mehr, und deine Veste, o Tyrus, wird zerstört!" Es war um das Jahr 600 v. Chr., als Nebukadnezar mit großer Heeresmacht hereinbrach. Sidon eroberte er leicht, Tyrus aber mußte er dreizehn Jahre lang belagern, so hartnäckig wehrten sich die Einwohner. Und als er es endlich erobert hatte, fand er doch nur eine menschenleere Stadt, denn die Einwohner hatten sich mit all ihrer Habe auf eine benachbarte Insel geflüchtet und dort wieder angebaut. Hier erhob sich bald ein neues Tyrus mit der Pracht der alten Landstadt, und wurde abermals der Sitz des Welthandels. Das blieb es bis zum Jahre 333 v. Chr.^ wo der Welteroberer Alexander der Große, König von Macedonien, heranzog. Die Tyrier schickten ihm Geld und Lebensmittel entgegen, doch versagten ste ihm den Einzug in die Stadt. Das brachte den stolzen Krieger auf, und er beschloß, sich den Einzug mit Gewalt zu eröffnen. Die Stadt lag eine Viertelstunde vom festen Lande ab und war durch eine hohe Mauer geschützt. Alexander ließ einen festen, 200 Fuß breiten Damm in's Meer bauen, wozu er besonders die Trümmer des alten Tyrus benutzte. Mit Erstaunen und Schrecken sahen die Tyrier den Damm ihrer Stadt immer näher kommen. Fast schon war er fertig, als ein heftiger Sturm einen großen Theil des in's Meer geworfenen Schuttes fortschwemmte. Alexander ließ sich dadurch nicht abschrecken; mit verdoppelter Anstrengung ward die Arbeit von Neuem begonnen, eine Flotte schützte die macedonischen Arbeiter gegen die Angriffe der Phönicier, besonders gegen die Taucher derselben, die unversehens unter dem Wasser heranschwammen und die Arbeiter überfielen. Bald hatte der Damm wieder die Insel erreicht. Jetzt begann die eigentliche Belagerung der Stadt, und die Maeedonier stürmten mit solcher Wuth, daß die Mauer bald einstürzte. Doch eine neue und weit stärkere war bereits von den Tyriern innerhalb der ersten Ringmauer aufgeführt. Auch diese wurde eingestoßen, Alexanders Soldaten drangen in die Stadt: aber die Tyrier vertheidigten sich mit solcher List und Tapferkeit, daß jene wieder zurück mußten. Die Oeffnung in der Mauer ward schnell ausgebessert, und bei neuen Angriffen umschlangen die Tyrier ihre Feinde mit Netzen, bestreuten sie mit glühendem Sande, so daß jetzt
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