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1. Die vorchristliche Zeit - S. 63

1877 - Leipzig : Brandstetter
63 Sturm gedauert, da beruhigten sich die Winde und Odysseus nahete sich den Gestaden der Insel Scheria. Die Ufer aber waren voller Klippen und seine Gebeine wären zerschellt worden, wenn Odysseus nicht schnell einen Felsen umfaßt hätte, bis die Woge vorbei war. Doch die zurückkehrende Welle zog ihn wieder rn’s Meer zurück und er wäre verloren gewesen, wenn sein Auge nicht die Mündung eines Stromes entdeckt hätte, der sich ganz in seiner Nähe in's Meer ergoß. Dahin schwamm er mit der letzten Kraft und dort gelang ihm endlich die Landung. Nun warf er den Schleier der Göttin in's Meer zurück, mit seinen ermatteten Händen häufte er sich im Gebüsch ein Lager von Moos und Blättern auf und sank ohnmächtig darauf nieder. Doch kam bald der wohlthätige Gott des Schlafes und stärkte die Glieder des Helden mit frischer Kraft. 7. Die Insel Scheria ward von dem Handels- und lebenslustigen Volke der Phäaken bewohnt, über welche zwölf Könige herrschten; der oberste König war aber der Held Alcinous. Der hatte eine Tochter, mit Namen Nausikaa, welche eine fleißige Jungfrau war. Sie wollte am Morgen die Gewänder und Leibröcke ihrer Brüder waschen und ließ die Maulthiere vor den Wagen spannen, setzte sich mit ihren Gespielinnen hinein und fuhr nach dem Flusse, an dessen Ufer sich Odysseus verborgen hatte. Die Mädchen legten die Wäsche in viereckige, mit Wasser gefüllte Löcher, stampften sie darin und breiteten sie dann auf dem weißen Sande aus. Hierauf erfrischten sie sich durch ein Bad und salbten sich mit glänzendem Oel; dann begannen sie ein Ballspiel. Schon wollten sie wieder nach Hause zurückkehren, da warf noch einmal Nausikaa den Ball einer ihrer Freundinnen zu, aber diese fing ihn nicht und der Ball fiel in's Wasser. Da erhoben die Mädchen ein großes Geschrei, das den schlafenden Odysseus erweckte. Jetzt trat er nackt, von Schlamm, Meergras und Blättern verunstaltet, hervor. Die Mädchen flohen bei dem Anblick der seltsamen Gestalt entsetzt von dannen, doch der Nausikaa flößte Athene Muth in die Seele, daß sie es wagte, die flehende Anrede des Fremdlings zu hören. Dieser schilderte in mitleiderregenden Worten sein trauriges Schicksal und bat flehentlich um ein Stück Zeug zur Bekleidung. Die gerührte Nausikaa sprach ihren Freundinnen Muth ein und ließ dem Odysseus Leibrock und Mantel nebst Salböl in goldener Flasche reichen. Hocherfreut stieg nun der Held, während die Mädchen sich entfernten, in den Strom, um sich zu baden, und als er sich gereinigt hatte von dem Schlamme des Meeres, salbte er feinen Körper und legte die köstlichen Gewänder an. Seine Schutzgöttin erhöhete die Größe und die Fülle feiner Gestalt und ließ fein Haar in Locken von feinem Scheitel wallen. So stand er, vorher noch der unansehnliche Fremdling, in jugendlicher Kraft und Schönheit vor den erstaunten Mädchen, deren Blicke voll Verwunderung auf dem herrlichen Manne
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