1877 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 20
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1878
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gehobene Volksschule, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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Um alle Ueppigkeit noch wirksamer zu bekämpfen, führte Lykurg die ge me i nichaftlrchen Mahle etn. Keiner durfte zu Hause essen, selbst die Konrge mcht. Zur bestimmten Stunde mußte sich jeder nach dem
%'Mrrupcrrnato? ?nr 9r^en %i^n gemeinschaftlich gespeist wurde, ^ede Tischgesellschaft bestand gewöhnlich aus 14 Personen und jeder
Ir9™ - ferte baju etnen bestimmten monatlichen Beitrag an Gersten-- a ^n, Käse, Feigen und etwas Weniges an Geld zum Ankaufe der Zukost. Außerdem schickte der, welcher opferte, eine Erstlingsgabe, und wer ein Wild erlegt hatte, einen Theil seiner Beute. Ein Lieblinqsqe-
mr , ton-r Suppe, ein Gemisch von Schweinefleischbrühe,
Blut Eisig und Salz. Ern fremder Fürst, der viel von dieser Suppe gehört hatte lietz sich eigens einen spartanischen Koch kommen, um sich etn wlches Gericht bereiten zu lassen. Aber ihm wollte die Suppe nickt schmecken. ,Mch dachte es wohl" - sagte der Koch - „denn unsere Suppe schmeckt nur denen gut, die tüchtig gearbeitet und gehungert haben."
Zu diesen Mahlzeiten der Erwachsenen fanden sich auch oft die Kna-Speisesälen ein; man führte sie dahin als in Schulen der Weisheit, wo sie Gespräche über die öffentlichen Angelegenheiten hörten. Borbilder eines würdigen Benehmens vor Augen hatten und sowohl ohne Rohheit scherzen, als auch ohne Verdruß den Scherz ertragen lernten. Denn auch dies rechnete man zu den vorzüglichsten Eigenschaften emes Lacedämoniers, Scherz zu verstehen. Wem es übrigens wehe that der durfte nur bitten, daß man aufhöre, und sogleich geschah es. Auch übte man dabei zugleich die männliche Tugend der Verschwiegenheit: beim Eintritt eines Jeden deutete der Aelteste auf die Thür mit den Worten: „Durch diese geht kein Wort hinaus!"
Wenn man nun gegessen und zuletzt mäßig getrunken hatte, ging man ohne Fackel nach Hause; denn es war nicht erlaubt, sich bei irgend emem Gange einer Leuchte zu bedienen, damit man in Nacht und Dunkel die Herzhastigkeit lernte.
4.
Man kann sich aber denken, wie sehr diese Anordnungen den Zorn der Reichen gegen Lykurg erregen mußten. Sie stießen Schmähworte gegen ihn aus, rotteten sich zusammen, um Rache zu üben und beleidigen ihn auf alle Weise. Zuletzt warf man gar mit Steinen nach ihm, jo daß er sich genöthigt sah, den Marktplatz eilend zu verlassen und sich in einen Tempel zu flüchten. Schon hatte er den Vorsprung vor seinen Verfolgern gewonnen, als ein leidenschaftlicher Jüngling, Alkandros, ihn erreichte und dem Lykurg, als dieser eben sich umwendete, mit dem Stock ein Auge ausschlug. Lykurg blieb stehen und zeigte den Bürgern fein blutiges Gesicht und das zerstörte Auge, ohne einen Laut des Schmerzes. Scham und Reue ergriff sie bei diesem Anblicke und tilgte ihren Zorn; sie überlieferten ihm den Alkandros und begleiteten ihn unter lebhaften Aeußerungen der Theilnahme nach Haufe. Lykurg war mit dieser Sühne