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1. Die vorchristliche Zeit - S. 135

1877 - Leipzig : Brandstetter
135 daß es den Segestanern den verlangten Beistand bewilligte. Durch Alcibiades' Reden begeistert, schwelgte das Volk schon zum Voraus in ausgelassener Siegesfreude und träumte sogar von Asrika's und Karthago's Eroberung, worauf dann die Unterwerfung Italiens und des Peloponnes folgen sollte. Die prächtigste von allen Flotten war mit großen Kosten ausgerüstet und der Oberbefehl in die Hände des Nicias, Lamachus und Alcibiades gelegt. Noch ehe die Flotte auslief, ereignete sich in Athen ein Vorfall, der für Alcibiades die verderblichsten Folgen hatte. In einer Nacht wurden alle Hermessäulen (dem Gott Merkur geheiligte Statuen), die vor den Häusern der Athener standen, umgeworfen und verstümmelt, wahrscheinlich von einer Schaar trunkener und muthwilliger Jünglinge. Das Volk sah hierin einen Angriff auf seine Religion und einen Versuch zum Umsturz seiner Freiheit. Aller Verdacht fiel auf Alcibiades, dessen Feinde nicht säumten, den Unwillen des Volkes gegen ihn rege zu machen, zumal da ein Gerücht im Umlauf war, daß er gewisse gottesdienstliche Handlungen der Athener mit seinen Freunden heimlich nachgeäfft und verspottet habe. Seine Feinde drohten mit einer Anklage und Alcibiades drang darauf, daß diese Sache noch vor seiner Abreise nach Sicilien entschieden würde. Allein seine Gegner wußten, daß sie ihm, so lange er in Athen sei, nichts anhaben konnten, denn er stand bei dem Volke und dem Heere in großer Gunst. Sie ließen daher, die Anklage vorläufig ruhen und drangen auf die Abfahrt. Alcibiades segelte ab. Die Flotte landete an der Küste von Sicilien (415) und schon hielten die Feldherren Rath über den Kriegsplan, als von Athen ein Schiff ankam, das den Alcibiades abholte, damit er vor Gericht sich stellte. In seiner Abwesenheit hatte man ihn der Entweihung der Religion angeklagt und Viele der Mitschuldigen waren bereits als Opfer der Volkswuth hingerichtet worden. Alcibiades folgte dem Befehl und bestieg das Schiff. Unterwegs aber faßte er den Entschluß, heimlich seinen Wächtern zu entfliehen, denn er trauete dem Wankelmuthe der Athener nicht. Als ihn Jemand fragte: „Trauest du denn deinem Vaterlande nicht?" antwortete er: „Nicht einmal meiner eigenen Mutter, denn sie könnte aus Versehen einen schwarzer Stein statt eines weißen in die Urne werfen!" Er entkam nach Elis, und als er hörte, daß die Athener ihn zum Tode verurtheilt und sein Andenken verflucht hätten, sagte er: „Ich will ihnen zeigen, daß ich noch lebe!" Aus Rache ging er nach Sparta, wo man ihn natürlich mit Freuden aufnahm. Von nun an war es seine Sorget den Athenern auf alle Weise zu schaden, und er ertheilte den Lacedämoniern die besten Rathschläge, wo sie den Krieg auf die für Athen verderblichste Weise führen könnten. Auf seinen Rath befestigten sie das nahe an der Grenze von Attika gelegene Decelea und wiederholten von diesem festen Standpunkte aus jährlich die verheerenden Einfälle in das attische Gebiet. Ferner ertheilte er ihnen den Rath, den Syrakusern in Sicilien Hülfe zu schicken,
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