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1. Die vorchristliche Zeit - S. 152

1877 - Leipzig : Brandstetter
152 2. Zu Korinth lebte damals ein sehr weiser, aber auch ein sehr sonderbarer Mann, Namens Diogenes. Den Grundsatz, der Mensch müsse so wenig als möglich bedürfen, trieb er in's Lächerliche. Er trug einen langen Bart, einen zerrissenen Mantel, einen alten Ranzen auf dem Rücken und wohnte in einer Tonne. Wenn Alexander Alles, so wollte Diogenes Nichts besitzen, und warf sogar sein Trinkgeschirr entzwei, als er sich überzeugte, daß man aus der hohlen Hand trinken könne. Alexander hatte Lust, den Sonderling zu sehen und ging, von einem glänzenden Zuge begleitet, zu thut. Er saß gerade vor seiner Tonne und sonnte sich. Als er die Menge Menschen auf sich zukommen sah, richtete er sich ein wenig auf. Alexander grüßte ihn freundlich, unterredete sich lange mit ihm und fand seine Antworten sehr geistreich. Zuletzt fragte er ihn: „Kann ich dir eine Gunst erweisen?" „O ja," — versetzte Diogenes, — „geh' mir ein wenig aus der Sonne!" Hierüber erhoben die Begleiter Alexanders ein lautes Hohngelächter; Alexander aber wendete sich um und sagte: „Wenn ich nicht Alexander wäre, möchte ich wohl Diogenes sein!" Auch die Künstler besuchte Alexander fleißig; denn durch griechische Maler, Bildhauer und Steinschneider hoffte er verewigt zu werden. Er zeigte sich aber in allen diesen Dingen, die er nicht verstand, zuweilen etwas vorlaut, und mußte dann manchen Spott verschlucken. Einst tadelte er an einem Gemälde die unrichtige Zeichnung des Pferdes, und befahl, sein Pferd selbst zur Vergleichung herbeizuführen. Es kam und wieherte sogleich dem gemalten entgegen. „Sieh da!" sagte der Maler, „dein Pferd versteht sich besser auf die Kunst als du." — Als der junge König ein andermal mit viel Anmaßung und wenig Kenntniß über Gemälde urtheilte, stieß ihn der Meister Apelles an und sagte: „Höre doch aus, Alexander! Sieh nur, wie die Jungen dort lachen, die mir die Farbe reiben." 3. In seinem dreiundzwanzigsten Jahre — es war im Frühlinge des Jahres 334 — brach Alexander mit dem Heere der verbundenen Griechen und Macedonier nach Persien aus. Seinen Feldherrn Antipater ließ er als Statthalter in Macedonien zurück, um die feindlich gesinnten Völker, besonders die Spartaner, in Schrecken zu erhalten. Er selbst setzte bei Sesttts über den Hellespont (die jetzige Meerenge der Dardanellen), sprang in voller Rüstung zuerst an's Ufer von Asien, und rief freudig aus: „Mein ist Asien, es werde nicht verheert, ich nehme es als erobert in Besitz!" Auf dem Schlachtfelde von Troja besuchte er die Grabmale der alten Helden, besonders das des Achilles. Er schmückte dasselbe mit Blumen und wünschte nichts mehr, als daß einst ein Dichter wie Homer auch seine Thaten durch Gesänge verherrlichen möge. „O glücklicher Achilles," rief er, — „der du im Leben einen treuen Freund, und im Tode einen
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