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1. Die vorchristliche Zeit - S. 161

1877 - Leipzig : Brandstetter
161 die Schicksalsvögel erschienen seien: Romulus behauptete, er sei König, weil ihm noch einmal so viel Vögel erschienen seien. Doch Remus verspottete den Bruder und sprang über die niedrige Stadtmauer, um sich über die armselige Stadt lustig zu machen. Da ergrimmte Romulus und schlug seinen Bruder Remus todt. „So fahre Jeder, der nach dir über meine Mauer setzt!" — Diesen Fluch sprach Romulus aus, und die Stadt wurde nach seinem Namen genannt. 2. Der erste König. Romulus war nun König und Herr der neugegründeten Stadt. Um die Zahl seiner Unterthanen zu erfahren, ließ er eine Zählung veranstalte'! und es fanden sich 3300 starke wehrhafte Männer, die theils aus feinen Gefährten, theils aus eingewanderten Albanern bestanden. Die hausten nun dort auf ihrem Hügel, wie in einem wohlverschanzten Lager, und die Nachbarn sahen mit Schrecken das kriegslustige Volk, angeführt von einem starken kühnen Herrscher. Zum Zeichen seiner Königswürde umgab ]tch Romulus mit einer Leibwache von 300 Reitern, aus deren Nachkommen sich später ein besonderer Stand, der Stand der Ritter, bildete. So oft er öffentlich erschien, schritten zwölf Gerichtsdiener, Liktoren genannt, mit Beilen und Ruthenbündeln bewaffnet, in stattlicher Reihe vor ihm her, theils um Ordnung und Anstand unter dem Volke zu erhalten, theils um die nöthigen Strafen auf der Stelle zu vollziehen. Aus den angesehensten und erfahrensten Männern wählte er sich einen Rath der Alten (Senatus), der anfangs aus hundert Mitgliedern bestand, später aber bedeutend vermehrt wurde. Die Senatoren sollten mit dem Könige gemeinschaftlich das Beste der Gemeinde berathen, sie sollten die Väter (Patres) des gemeinen Volkes sein. Daher nannte man auch ihre Nachkommen, die einen erblichen Adelsstand ausmachten, Patricier, zum Unterschiede von den gemeinen Bürgern, die Plebejer genannt wurden. Die Stadt theilte Romulus in drei Bezirke, tribus genannt, jede Tribus wieder in zehn Kurien, so daß im Ganzen dreißig Kurien waren. Nach diesen Kurien mußten sich alle Bürger auf dem Volksplatze (forum) versammeln, um über die Angelegenheiten der ganzen Gemeinde Entschlüsse zu fassen und zu berathen. Um die Zahl seiner Unterthanen zu vermehren, eröffnete Romulus eine Freistätte (ein Asyl), wohin jeder verfolgte Unglückliche, aber auch jeder verbannte Verbrecher sich retten durfte. Durch dieses Mittel erhielt die Stadt einen bedeutenden Zuwachs an Männern. Aber nun fehlte es an Frauen. Um diese zu erhalten, schickte er an die benachbarten Völker Gesandte und ließ freundlich bitten, sie möchten ihre Töchter den römischen Männern zur Ehe geben. Aber die Nachbarn wiesen die Gesandten höhnisch zurück, keiner wollte mit den Wildfängen und Räubern etwas zu thun haben. Grube, Geschichtsbilder. I. \ i
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