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1. Die vorchristliche Zeit - S. 205

1877 - Leipzig : Brandstetter
205 Aber es war eine höchst schwierige Aufgabe, auszumitteln, welches Land ein Reicher vom Staate oder als Erbeigenthum besaß. Die Patricier waren wüthend auf den Volkstribun Gracchus, sie trösteten sich aber damit, daß die Zeit seines Amtes bald zu Ende ging. Dann wollten sie Alles aufbieten, um seine Wiedererwählung zu verhindern. Der verhängnißvolle Tag erschien; der Senat versammelte sich schon früh morgens auf dem Kapitol. Tiberius kam auch mit einer kleinen Schaar seiner Anhänger. Die Senatoren drangen in den Konsul, er solle Waffengewalt gebrauchen, wenn man den Tiberius wieder wählen würde. Doch der Konsul antwortete: „Ich mag kein Bürgerblut vergießen!" Da rief der Oberpriester Nafika: „Ihr Senatoren, der Konsul verräth den Staat: Wer ihn retten will, der folge mir!" So stürzte er fort nach der Volksversammlung, die Senatoren folgten ihm, und deren Anhänger standen schon bewaffnet draußen, um auf das gegebene Zeichen loszuschlagen. Das unbewaffnete Volk ward umzingelt, die Senatoren und ibre Helfershelfer hieben mit ihren Schwertern ein, erschlugen den Tiberius mit 300 Bürgern, schleiften die Leichen dann durch die Straßen und warfen sie endlich in die Tiber. Kajus Gracchus. 1. Nun sorgten die Patricier dafür, daß das ganze Gesetz über die Ackervertheilung nicht zur Ausführung kam. Dem Kajus, den sie fürchteten, gab der Staat ein Amt in Sardinien zu verwalten, um ihn von Rom zu entfernen. Er mußte gehorchen und ging. Aber als seine Zeit um war, erschien er plötzlich wieder in Rom, und keine Bitten seiner Mutter, die ihn um Aufschub bat, hielten ihn ab, sich um das Tribunal zu bewerben. Das Bild seines erschlagenen Bruders schwebte ihm Tag und Nacht vor Augen, aber er wollte vollenden, was Tiberius begonnen hatte, und dem Streben seines edlen Bruders nicht untreu werden. Das Volk wählte den Kajus zum Tribun, und nun ließ er seiner stürmischen Beredsamkeit freien Lauf. Das Andenken an seinen Bruder, die Noth des Volks, die er vor Augen sah, und der Zorn über die vielen vergeblichen Anstrengungen, die bereits zur Abhülfe gemacht waren — das Alles machte ihn leidenschaftlich und ungestüm, und wenn er vor dem Volke sprach, dann war seine Stimme, sein Blick, seine Geberde so hinreißend gewaltig, daß selbst seine Feinde einmal zu Thränen gerührt wurden. Nun war er thätig, wie kein Tribun vor ihm war; er schlug neue Gesetze vor, durch welche das Volk Macht und Vortheil erhielt, und was beschlossen war, das führte er dann mit bewundernswerter Entschlossenheit durch. Ein Gesetz war: die armen Bürger sollten das Korn wohlfeiler bekommen; ein anderes: kein Bürger darf ohne Beschluß des Volks zum Tode verurtheilt werden; ein drittes: der Senat hat nicht mehr über
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