Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die vorchristliche Zeit - S. 225

1877 - Leipzig : Brandstetter
In Aegypten regierte Kleopatra, die durch Cäsar zur Königin erhoben war. Sie war eine schöne und geistreiche, aber auch eine eitle und herrschsüchtige Frau, die darauf ausging, wo möglich Königin Roms zu werden. Erst hatte sie es mit dem Cäsar gehalten; sobald dieser ermordet war, hielt sie es mit den Mördern des Cäsar; und als diese geschlagen waren, suchte sie den Sieger Antonius durch ihre Reize zu gewinnen. Antonius forderte sie vor sich, um sie zur Verantwortung zu ziehen, daß sie seine Feinde unterstützt hatte. Sie kam auf einem prächtigen Fahrzeuge mit silbernen Rudern, purpurnen Segeln und reichen Vergoldungen. Eine liebliche Musik begleitete den Takt der Ruder, und eine Menge schöner Knaben und Mädchen, als Liebesgötter gekleidet, folgten auf Kähnen neben ihr, die in der Gestalt der Venus, der Göttin des Liebreizes und der Anmuth, vor Allen hervorstrahlte. Sie war damals 25 Jahre alt, und hatte durch einen passenden Schmuck die Schönheit ihrer Gestalt noch zu erhöhen gewußt. Ais die Umstehenden sie erblickten, riefen alle jubelnd: „Venus kehrt beim Bacchus ein!" Die schlaue Frau verfehlte ihren Zweck nicht. Mit Witz und Scherz, mit ihrem feinen Verstand und Geschmack, und mit tausend angenehmen Gaukeleien nahm sie den entzückten Feldherrn so ein, daß er von diesem Tage an für nichts Anderes mehr Sinn hatte, als für Kleopatra. Schmausereien und Lustbarkeiten waren das Hauptgeschäft des Tages, und Einer suchte den Andern in Anordnung derselben zu übertreffen. Einmal wetteten sie, wer von Beiden die kostbarste Mahlzeit geben würde. Antonius ließ die theuersten Leckerbissen anschaffen; die Königin dagegen bewirthete ihn ganz einfach, zum Schluß der Mahlzeit aber gab sie einen Becher mit wenig Flüssigkeit, die nach unserem Gelde eine Million Gulden kostete; es war nämlich eine Perle in Essig ausgelöst, die ihrer seltenen Größe wegen diesen Werth gehabt hatte. Einmal kam ein Fremder in Antonius' Küche und sah acht wilde Schweine an Spießen braten. Er erstaunte und meinte, es sei wohl große Gesellschaft heute. Ach nein! sagte der Koch, es sind nur zwölf Gäste; allein unter diesen Schweinen ist immer eins später aufgesteckt, als das andere, damit wir gerade in dem Augenblicke, wenn unser Herr befiehlt, das aussuchen können, welches den höchsten Wohlgeschmack hat. — Antonius und Kleopatra belustigten sich zuweilen mit Angeln. Antonius fing selten Etwas und ward dafür ausgelacht. Er befahl daher heimlich einem geübten Schwimmer, unvermerkt unterzutauchen und einen schon gefangenen Fisch an seine Angel zu stecken. Dies geschah, und Antonius fing mit jedem Zuge die schönsten Fische. Kleopatra, welche den Betrug merkte, 'befahl indeß ihrem besten Taucher, jenem Schwimmer zuvorzukommen. Antonius warf die Angel aus, und zugleich fühlte er ein schweres Gewicht an seiner Schnur; er zog es mit Mühe herauf und siehe: es war ein großer eingesalzener Fisch aus einem entfernten Meere. Alle lachten; Antonius erröthete vor Beschämung; Kleopatra aber wußte oen Spaß Grube, Geschichtsbilder. I. 15
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer