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1. Das Mittelalter - S. 20

1877 - Leipzig : Brandstetter
20 der sich gerade in der Gegend aufhielt, weil er Befehlshaber der in dem Meerbusen liegenden Flotte war, wollte das merkwürdige Phänomen in der Nähe schauen. Er befahl den Schiffern, ihn nach der andern Seite des Meerbusens nach dem Vesuv hin zu fahren, so sehr auch die erschrockenen Menschen ihn davon abmahnten. Eine Menge Fahrzeuge mit Flüchtlingen begegneten ihm, die alle über den kühnen Mann staunten, der so ruhig der Gefahr entgegeneilte. Schon fiel die Asche häufig aus der Luft herab und wurde, je näher das Schiff kam, desto dichter und glühender; ein dummes Rollen ward gehört; heiße Steine flogen umher und schlugen rechts und links in das Wasser. Einen Augenblick schwankte Plimus, ob er doch nicht lieber umkehren sollte; dann rief er aber: „Mit den Muthigen ist das Glück!" Er befahl, gerade nach dem nahen Ufer zu steuern. Dort lag eine Stadt, worin er einen lieben Freund hatte; bei dem wollte er die Nacht zubringen. Aber er fand schon das ganze Haus in Verwirrung; die Fahrzeuge waren bereits bepackt, um eilig an Bord gehen zu können, sobald der Wind sich drehete und die Rauch - und Aschensäule nach der Stadt zu getrieben würde. Plinius sprach den guten Leuten Muth ein, ließ sich, um sie recht sicher zu machen, ein Bad geben, aß mit Appetit und machte allerhand Scherz. Indessen schlugen aus mehreren Stellen des Berges Feuerströme heraus; Flammen durchzuckten die Finsterniß. Alle blieben wach; doch Plinius legte sich ruhig zu Bette. Nach einigen Stunden aber mußte man ihn wecken, denn die Asche und die Steine fielen so dicht, daß man fürchtete, die Hausthür möchte versperrt werden. Die Erde begann immer heftiger zu schwanken, jeden Augenblick besorgte man den Einsturz des Hauses; und doch auch wagte man sich nicht aus demselben heraus, weil die glühenden Bimssteine dicht wie Hagel fielen. Endlich wurde der Ausbruch beschlossen. Jeder band sich ein Kopfkissen auf den Kopf, um die Steine abzuwehren, und nun ging die Wanderung durch die stockfinstere Nacht, die Sklaven mit Fackeln voraus. Als der starkbeleibte Mann, auf die Schultern zweier Sklaven gestützt, so forteilte, erhitzte er sich durch die Anstrengung, und stürzte plötzlich, vom Schlage getroffen, todt zu Boden. Die Üebrigen aber eilten weiter, um sich der drohenden Gefahr zu entziehen, und erst einige Tage später konnte man den Leichnam des Plinius aufsuchen, um ihn zu bestatten. Der Neffe des Alten, der jüngere Plinius, war indessen in der Stadt, in welcher der Oheim wohnte, mit seiner Mutter zurückgeblieben. Hier war er Zeuge der schrecklichen Naturerscheinung, und wir haben noch zwei Briefe übrig, worin er dieselbe beschreibt. Auch an diesem auf der andern Seite des Meerbusens liegenden Orte wurde stündlich das Erdbeben ärger; das Hausgeräth bewegte sich und die Häuser schwankten. Der Sohn flieht mitten in der Schreckensnacht mit seiner alten Mutter an das Gestade des Meeres, um dort den Tag abzuwarten. Dort hörten sie den Einsturz vieler Häuser, das Meer schlägt schäumende Wellen und wirft die Seethiere und Muscheln weü aufs Land. Es ist Morgen geworden, aber die Sonne kann nicht durch den Aschenregen dringen, und es bleibt
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