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1. Das Mittelalter - S. 40

1877 - Leipzig : Brandstetter
40 das mir nun der Himmel bescheert, um die Völker des Erdkreises zu überwinden!" Er machte sich auch sogleich auf, um sein Kriegsschwert in das morgenländische Kaiserthum zu tragen, dessen Hauptstadt Konstantinopel war. Da zitterte der Kaiser auf seinem goldenen Thron und schickte ihm Gold und Gut, seine Gunst zu erhalten.' Als aber einmal der jährliche Tribut ausblieb, wälzte Attila den Krieg über die schönen Gefilde Thessaliens und bedrohte die Hauptstadt des Kaisers. Da ließ ihm dieser 2000 Pfund Gold zu Füßen legen, gab ihm Land an der Donau, so viel er verlangte, und schickte ihm Gesandte, seinen Grimm zu versöhnen. Alle Länder waren voll Schrecken vor ihm und die Schwachen glaubten, Gott habe ihn als Geißel ausersehen, um die Menschheit für ihre Sünden zu züchtigen. „Gottes Geißel" ward Attila genannt und er verdiente diesen Namen. Dünkte er sich doch selber wie Gott, und sah er doch schon im Geiste die ganze Erde als sein Eigenthum an. „Wer hebt die Hand wider mich auf, und wer kann mir widerstehen?" so dachte er in seinem Uebermuth. 2. Damals hatte Geiserich, König der Vandalen, seine Schwiegertochter in dem falschen Verdacht, daß sie ihn vergiften wolle; darum ließ er sie grausam verstümmeln und schickte sie ihrem Vater, dem König der Westgothen, der im südlichen Frankreich hauste, schimpflicher Weise zurück. Weil er nun fürchtete, der Westgothe möchte sich mit den Römern verbünden gegen ihn, trug er dem Attila seine Freundschaft an, und reizte ihn, das Reich der Westgothen zu erobern. Ein anderer Grund kam noch dazu, der den Hunnenkönig bestimmte, nach dem westlichen Europa aufzubrechen. Der damalige Kaiser in Rom, Valentinian Iii., hatte eine Schwester, Namens Honoria, eine reizende Prinzessin, die aber ihre hohe Abkunft mit allen Ausschweifungen des niedrigsten Pöbels schändete. Als ihr Bruder, der Kaiser, hiervon Nachricht bekam, gerieth er in Zorn und sandte die ehr- und pflichtvergessene Schwester nach Konstantinopel in ein Kloster, daß sie da für ihre Ausschweifungen büßte. Dreizehn lange Jahre verlebte Honoria in der Gesellschaft der frommen Jungfrauen und theilte ihre Uebungen und Kasteiungen, ohne ihnen einen Geschmack abgewinnen zu können. Des einsamen Lebens überdrüssig und nach den so lange entbehrten Freuden der Welt sich sehnend, gerieth sie auf einen sonderbaren Einfall. Attila's Name erfüllte den Erdkreis und seine Thaten waren das allgemeine Gespräch. Nach und nach wurde Honoria mit dem Gedanken vertraut, daß Attila und kein Anderer geeignet sei, als ihr Held und Retter aufzutreten. An den ungeheuern Abstand der Nationen, der Sitten und des Glaubens — benn Attila war noch Heide — kehrte sie sich nicht. Sie sandte einen vertrauten Diener an ihn ab und ließ ihm ihre Hand anbieten, mit der Versicherung, sie betrachte sich mit Vergnügen als feine Braut, wenn er nur ihr Erbe den Händen ihres ungerechten
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