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1. Das Mittelalter - S. 44

1877 - Leipzig : Brandstetter
44 Doch das Schicksal wollte nicht, daß diese Drohung in Erfüllung gehen sollte. Im Jahre 453 sah der römische Kaiser des Morgenlandes im Traume den Bogen Atüla's zerbrochen; das war in derselben Nacht, in welcher der Hunnenkönig mit der schönen Hildegunde Hochzeit hielt; diese stieß ihm aus Blutrache den Dolch in's Herz — so erzählt die Sage. Groß war der Schrecken, allgemein die Trauer der Hunnen um den großen König. Unter freiem Himmel ward ein seidenes Gezelt aus-geschlagen, unter welchem aus einem herrlichen Prunkbette der königliche Leichnam zur Schau ausgestellt wurde. Die Edelsten der Nation ritten Tag für Tag in feierlichem Gepränge um das Zelt. Sie schoren ihr Haar, zersetzten ihren Leib und fangen Klagelieder. Dann legten sie den Leichnam in einen goldenen Sarg, setzten diesen in einen silbernen und diesen wieber in einen eisernen, vergruben ihn des Nachts und töbteten alle Gefangenen, welche babei geholfen hatten. Denn Niemanb sollte wissen, wo Attila's Asche und seine kostbare Kriegsbeute vergraben läge. Mit dem Tode bieses großen Eroberers löste sich sein mächtiges Reich wieber in seine Theile auf; benn feine Söhne hatten nicht den Verstand und den Heldenmuth des Vaters. Die vornehmsten der unter Attila vereinigten Völker setzten sich wieder in Freiheit und machten Eroberungen für sich allein. 2. Manch (410 n. Chr.). 1. Ms der Kaiser Theodosius auf dem Todtentictte lag, theilte er sein großes Reich unter seine zwei jungen Söhne, Honorius und Arkadius; jener sollte im Abendlanbe, dieser im Morgenlande herrschen und Konstantinopel zu seiner Residenz erwählen. Weil aber den unerfahrenen Prinzen ein erfahrener Mann noth that, so hatte der sterbenbe Theobosius feinem Sohne Honorius den Stilicho als obersten Minister gegeben, und feinem Sohne Arkadius den Rufinus. Solches geschah im Jahre 395 n. Chr. Stilicho, ein Vandale von geringer Herkunft, hatte im römischen Kriegsdienste so außerordentliche Geistesgaben entwickelt, daß er sich b:s zum Oberfeldherrn emporarbeitete. Er herrschte jetzt im Namen des elfjährigen Honorius ganz unumschränkt über die Abendländer. Rufinus, der Minister des achtzehnjährigen Arkadius, war ein geborner Gallier, der sich durch Verstellung und Heuchelei das Vertrauen des Kaisers Theodosius erschlichen hatte. Diese beiden Reichsverweser hatten keinen andern Wunsch, als anstatt des halben das ganze Reich nach Willkür zu beherrschen. Sie haßten einander von ganzer Seele und ergriffen begierig jede Gelegenheit, wo der eine dem andern schaben, wo möglich ihn stürzen konnte. Die Armeen, von beren Schutze die Sicherheit der beiden Reiche abhing, bestanden jetzt meistens aus Deutschen; die Obergenerale waren auch
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