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1. Das Mittelalter - S. 63

1877 - Leipzig : Brandstetter
63 gewann Rom aufs Neue und vertheidigte die Hauptstadt gegen Totilas mit solcher Beharrlichkeit, daß er, als es an Wurfgeschoß mangelte, sogar die schönsten Bildsäulen auf die Belagerer herabschleudern ließ. Nun aber bestürmten die Feinde Belisars abermals den Kaiser und suchten ihm den Argwohn beizubringen, der Feldherr wolle sich zum Alleinherrscher von Italien machen. Justinian rief wiederum den Belisar zurück, und abermals gewann Totilas Rom, ja noch ganz Sicilien dazu. Doch die Flotte der Gothen ward geschlagen, und zu Lande kam der neue Feldherr Narses, ein Kämmerling des Kaisers, klein und schwächlich, aber großen Geistes und tapferen Muthes. Der brachte ein wohlgerüstetes Herr mit, und am Fuße der Apenninen, in jener Gegend, wo einst Kamillus die Gallier geschlagen hatte (bei Taginae), trafen beide Feinde auf einander. Totilas hatte den Gothen verboten, sich der Pfeile oder irgend eines andern Geschosses zu bedienen, nur die Speere sollten sie brauchen, nur im Handgemenge kämpfen, damit die Kraft und der Muth des einzelnen Mannes entscheide. Dieses Verbot war edel, aber nicht klug, weil dadurch die Seinigen den Kaiserlichen nachstehen mußten; denn diese bedienten sich der verschiedenen Waffen, wie es die Umstände erheischten. Die gothische Reiterei stürmte ungestüm vorwärts, ohne daß die Fußgänger ihr folgen konnten, und vertraute ihren Speeren; aber ihre Kühnheit war blind und bald mußte sie die Folgen derselben empfinden. Sie bemerkten nicht, daß die Enden des Halbmondes, in welchem die Bogenschützen aufgestellt waren, sich einander näherten und sie einschlössen. Als aber die Pfeile von beiden Seiten in ihre Reihen flogen, merkten sie bald ihre Thorheit. Sie hatten schon viele Menschen und Pferde verloren, bevor sie nur mit dem Feinde recht zusammen gekommen waren, und mit Mühe zogen sie sich auf ihre Schlachtreihe zurück. Nun aber begann der gewaltige Andrang der Kaiserlichen gegen die Reihe der Gothen, und die Römer wetteiferten mit ihren Bundesgenossen an Tapferkeit. Der Tag neigte sich, da wurden die Gothen verzagt, denn sie waren zurückgedrängt von der Uebermacht der Feinde. Es wurde immer dunkler, aber die Römer metzelten ohne Erbarmen Alles nieder. Sechstausend Gothen blieben in diesem Treffen, und die, welche sich den Kaiserlichen ergaben, wurden alle getödtet. Totilas floh in der Nacht mit fünf seiner Getreuen; die Feinde setzten ihm nach, ohne zu wissen, wer die Flüchtigen wären. Unter den Kaiserlichen war auch ein Gepide, Namens Asbad. Dieser war dem Gothenkönig zunächst und zielte mit dem Speer auf den Rücken des Helden. Ein gothischer Jüngling sah die Gefahr und hieb nach dem Feinde, doch es war zu spät; Totilas war tödtlich getroffen. Aber er ritt noch eine lange Strecke, bis ihn seine Freunde vom Pferde hoben; sie wollten seine Wunde verbinden, aber er starb unter ihren Händen. Da machten die Gothen ein Grab und legten ihren unglücklichen König hinein. Die Kaiserlichen wußten noch nicht, daß Totilas gefallen sei, bis es ihnen eine gothische Frau, die in der Nähe gewesen war, erzählte. Die Römer nannten das eine Lüge, bis sie den frischen Grabhügel erblickten,
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