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1. Das Mittelalter - S. 70

1877 - Leipzig : Brandstetter
70 Sobald Alboin diese Worte seines Vaters vernommen hatte, nahm er nur vierzig Jünglinge mit sich und ging zu Thorisind, dem Könige der Gepiden, mit welchem er kurz zuvor noch Krieg geführt hatte. Er sagte dem Könige, weshalb er gekommen wäre. Thorisind nahm ihn gütig und freundlich auf, lud ihn zu seinem Gastmahle ein und setzte ihn an seine Seite rechter Hand, wo früher sein Sohn Thorismund gesessen hatte. Während der Vorbereitungen zum Mahle dachte Thorisind an den Tod seines Sohnes, an dessen Stelle nun der Mörder desselben saß. Er seufzte üef auf und der Schmerz entriß ihm diese Worte: „Das ist mir ein lieber Platz; aber der Mann, der jetzt aus ihm sitzt, hat mir viel Leid gethan!" Durch diese Worte des Königs ward ein anderer seiner Söhne erregt und fing an, die Longobarden zu reizen, indem er behauptete, daß die Longobarden Stuten glichen, deren Füße bis an die Schienbeine weiß seien; die Longobarden pflegten nämlich das untere Bein mit weißen Binden zu umhüllen. Dann sagte er: „Die Stuten, denen ihr gleicht, haben einen üblen Geruch." Da sprach einer der Longobarden zu ihm: „Geh' doch auf das Aasfeld, und dort wirst du ohne Zweifel erfahren können, wie kräftig diejenigen, welche du Stuten nennst, hinten ausschlagen. Dort wirft du die Gebeine deines Bruders zerstreut finden, wie die Gebeine eines schlechten Gespannes mitten auf der Wüste." Als das die Gepiden hörten, konnten sie ihren Zorn nicht mehr verhehlen, sondern wollten fofort Rache nehmen an ihrem Beleidiger. Auch die Longobarden hatten schon ihre Hand an den Schwertern. Da erhob sich der König vom Tische, trat mitten dazwischen und gebot den Seinen Stille, indem er drohte, daß derjenige den Tod erleiden sollte, der zuerst den Kampf beginnen würde; „denn," — so sprach er — „ein solcher Sieg kann Gott nicht wohlgefällig sein, wenn man den Feind tödtet im eigenen Hause." Als so der Streit beigelegt war, setzten sie das Gastmahl fort mit fröhlichem Sinn. Thorisind aber nahm die Waffen seines Sohnes Thorismund, und übergab sie dem Alboin und entließ ihn dann in Frieden zu seinem Vater. Sobald Alboin zu seinem Vater zurückgekehrt war, ward er dessen Tischgenoß und erzählte ihm Alles, was bei dem Könige der Gepiden sich zugetragen hatte. Da verwunderten sich Alle, welche dabei waren, und lobten die Kühnheit des Alboin, aber nicht weniger rühmten sie die Redlichkeit und Treue des Königs der Gepiden. 2. Albom zieht nach Italien. Nachdem Alboin König geworden war, überwand er das Volk der Heruler und auch das der Gepiden; K uni mund, den Gepidenkönig, erschlug er in einer Schlacht; aus seinem Schädel ließ er sich nach alter Sitte einen Trinkbecher machen, v aber die Tochter des Königs, die schöne Rofamunde, nahm er zum Weibe. Bald führte ihn das Schicksal noch auf ein weit größeres Feld für kühne Thaten. Der tapfere Narfes war nämlich, zum Lohn für feine treuen Dienste, vom Hofe zu Konftantinopel abgefetzt worden, und die Kaiserin spottete feiner noch gar: „Bist doch
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