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1. Das Mittelalter - S. 76

1877 - Leipzig : Brandstetter
76 Wie sie noch so redeten, zeigte sich ihnen ein anderer Haufe Bewaffneter. Als Desiderius die erblickte, sprach er bestürzt: „Das ist sicherlich Karl!" Aber Autkar entgegnete: „Auch das noch nicht, noch immer nicht!" Daraus naheten die Bischöfe, die Aebte, die Priester. Als Desiderius diese sah und schon an sein nahes Ende dachte, sprach er: „Laßt uns hinuntersteigen und uns verbergen vor dem Anblick des furchtbaren Feindes!" Autkar aber sagte: „Wenn du eine eiserne Saat auf dem Gefilde starren siehst, wenn es dir scheint, als wälzte der Po und der Tessin schwarzeiserne Wogen gegen die Mauern der Stadt heran, dann ist Karl uns nahe!" Als sie noch so redeten, zeigte sich im fernen Westen ein schwarzes Gewimmel, ähnlich einer dicken Wolke, welche ihre Schalten auf den sonnenhellen Tag wirft. Allmälig kam der Haufe heran und das Gefilde erglänzte weithin von den blanken Waffen. Da erschien Karl, bedeckt mit einem eisernen Helm, mit eisernen Armschienen, und die breite Brust und die Schultern mit einem eisernen Panzer umhüllt. In der linken Hand trug er einen langen eisenbeschlagenen Speer, dessen Spitze zum Himmel sah, die rechte aber ruhte immer am Schwertgriff; an den Hüften trug er eiserne Panzerbekleidung und eiserne Schienen bedeckten auch seine Beine. Am Schilde sah man nichts als Eisen und sein Roß zeigte mit der Farbe des Eisens auch eiserne Festigkeit. Alle umringten den König und ritten theils vor ihm, theils an seiner Seite, theils hinter ihm. Die Bürger, die von den Mauern aus zuschauten, riefen aus: „O des Eisens, mit welchem der König bewehrt ist!" Als die Beiden vom Thurme herab das Alles erblickten, wandte sich Autkar zu Desiderius und sprach: „Siehe, da ist er, den du zu sehen begehrtest!" Desiderius aber stürzte vor Schrecken nieder. 3. Sage von der Einnahme von Pavia. Desiderius floh mit einem Sohne und einer Tochter nach Pavia und hielt sich für sicher in dieser festen Stadt. Die Tochter des Desiderius hatte aber viel von der Macht des Königs Karl vernommen und ließ ihm deshalb mit einem Wurfgeschosse über den Ticinus einen Brief in sein Lager werfen. In diesem Briefe stand, daß sie ihm die Stadt und alle Schätze ihres Vaters überliefern würde, wenn er sie zu seiner Frau und zur Königin des fränkischen Reiches machen wollte. Auf diesen Brief antwortete ihr Karl so, daß die Liebe der longo-' bardischen Königstochter noch mehr angefacht wurde. Sie ließ dem König wiederum durch ein Wurfgeschoß die Nachricht sagen, daß er sich in derselben Nacht am Thore bereit halten sollte, welches sie auf das gegebene Zeichen öffnen würde. So geschah es. Sie nahm die Schlüffel und öffnete das Thor und alsbald stürzten die Franken in die Stadt. Die Tochter des Desiderius wollte Karl unter den Reitern aufsuchen,
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