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1. Das Mittelalter - S. 106

1877 - Leipzig : Brandstetter
106 Ein überaus mühevolles und beschwerliches Leben hatte Ansgars Kräfte frühzeitig erschöpft. Noch hatte er kein hohes Alter erreicht, als die Vorboten eines nahen Todes sich einstellten. Da schrieb er noch einmal an den König Ludwig den Deutschen und legte demselben in beredten Worten die Fürsorge für die nordische Mission an's Herz. Eine schmerzliche Krankheit warf ihn darauf auf das Siechbett. Mit Sanftmuth und Geduld ergab er sich in den Willen Gottes und wiederholte oft das Wort der Schrift: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?" Nur das betrübte ihn, daß er nicht gewürdigt worden war, als Märtyrer in das Reich Gottes einzugehen, wie es immer sein Lieblingswunsch gewesen war. Als er die Nähe seiner Todesstunde fühlte, ließ er alle Mönche und Priester seiner Umgebung rufen und bat sie, das Lied: „Herr Gott dich loben wir!" anzustimmen. Darauf emfing er das heilige Abendmahl und verschied. Seine letzten Worte waren: „Herr gedenke meiner nach deiner Barmherzigkeit! Herr, sei mir Sünder gnädig! In deine Hände befehl' ich meinen Geist, du hast mich erlöst, du treuer Gott!" Ansgars Tod erfolgte am 3. Februar 865. Der heilige Adalbert.*) Preußen war schon im hohen Alterthume Gegenstand vielfacher Sagen. In dem unbekannten fabelhaften Lande wohnten nach der Meinung der Griechen die glücklichen Hyperboreer, die ihr tausendjähriges Leben in stetem Frohsinn und ununterbrochener Gesundheit zubrachten. Von den Göttern geliebt und ihres Umgangs gewürdigt, hatten sie von Schmerz und Angst keine Ahnung, lebten nur in Unschuld und patriarchalischem Frieden und endeten endlich als hochbejahrte Greise freiwillig ihr Leben, um fern von den Gebrechlichkeiten des Alters die innigste Gemeinschaft mit den Göttern zu suchen. Nach Preußen versetzte die Mythe den mächtigen Fluß Eridanos, in welchen, vom Blitze des Donnerers Jupiter getroffen, Phasthon zurückgeschleudert wurde, als er, vermessen in des Vaters Amt greifend, den Sonnenwagen lenken wollte und, zu schwach dazu, der Erde zu nahe gekommen war. In Preußen standen die Schwestern des gestürzten Jünglings, die Heliaden, aus Schmerz über den Tod des Bruders in Pappeln verwandelt und selbst in dieser Verwandlung noch schmerzliche Thränen weinend, die, zu Elektron (Bernstein) verhärtet, ein kostbarer Schmuck reicher Männer und Frauen waren. So war Preußen schon in den ältesten Zeiten ein berühmter Boden und der Schauplatz der anmuthig-sten und sinnreichsten Mythen der Vorwelt. Kühne Seefahrer wagten es, an die Küsten des Landes vorzudringen; aber nur dunkel war die Kunde, welche sie zurückbrachten; Preußen, von mancherlei Völkern bewohnt, blieb ein geheimnißvolles Land beinahe bis zur Einführung des Christenthums. *) Fr. Henning, Vaterländische Geschichtsbilder.
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