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1. Das Mittelalter - S. 110

1877 - Leipzig : Brandstetter
110 Der König Chlodwig aber haßte die Christen, weil er dem alten Heidenthum treu bleiben wollte; darum zerstörte er viele Kirchen. Einstmals hatten seine Franken aus einer Kirche nebst andern kostbaren Gegenständen einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit geraubt. Der Bischof dieser Kirche sandte daraus einen Boten an den König und ließ ihn bitten, daß, wenn er auch alles Andere behielte, seiner Kirche nur der Krug zurückgegeben werden möchte. Der König erwiederte dem Boten: „Folg' uns nach Soissons, denn dort soll die ganze Beute vertheilt werden. Wenn mir das Loos den Krug zuspricht, so soll er deinem Bischof wieder zugestellt werden." Als nun in Soissons alle Beute auf einem Haufen zusammengebracht war, sprach der König: „Ich bitte euch, meine tapferen Kämpfer, daß ihr mir außer dem mir zukommenden Antheile auch noch jenen Krug abtretet." Darauf erwiederten Einige: „Ruhmvoller König, was du erblickst, ist dein. Nimm dir heraus, was du willst; denn es ist vergeblich, sich deiner Macht zu widersetzen." Als diese so sprachen, erhob aber ein anderer Franke seine Stimme und sprach: „Du sollst nichts bekommen, als was dir das Loos zuspricht!" Und damit schlug er mit seiner Streitaxt an den Krug. Alle erstaunten; aber der König verbarg seinen Zorn über die Beleidigung und übergab dem Boten des Bischofs den Krug. Ein Jahr darauf berief Chlodwig zur gewöhnlichen Zeit der großen Volksversammlung im Monat März sein Volk zu einer Heerschau, um ihre Waffen zu prüfen. Als er die Reihen durchschritt, kam er auch zu dem, welcher an den Krug geschlagen hatte, und sprach zu ihm: „Keiner hat so ungeschickte Waffen hergebracht, wie du; denn weder dein Speer, noch dein Schwert, noch deine Streitaxt sind etwas nütze!" Mit diesen Worten warf er die Streitaxt jenes Mannes auf die Erde. Dieser bückte sich, um sie wieder aufzuheben; im selben Augenblick aber erhob der König seine Streitaxt und schlug ihn an den Kopf, indem er sprach: „So hast du es in Soiffons mit dem Kruge gemacht!" Der Mann war todt; da entließ der König die Andern. Alle aber fürchteten sich vor den Gewalt* Ihätigkeiten des Königs. 2. Chlodwigs Bekehrung zum Christenthum. Nach einigen Jahren seiner Herrschaft schickte Chlodwig Abgesandte nach Burgund an den König Gundobald, um dessen Schwester Chlotilde zu werben, welche man ihm als eine sehr schöne und kluge Jungfrau geschildert hatte. Gundobald hatte alle seine Geschwister übel behandelt, wagte indeß nicht, sich mit dem Frankenkönig zu verfeinden, und schickte ihm seine Schwester. Chlotilde aber bat ihren Gemahl inständigst, er möchte sich taufen lassen. Chlodwig wollte nicht, gestattete aber, daß sein Sohn getauft würde. Doch der Sohn starb bald nach der Taufe; da sprach Chlodwig erzürnt: „Wenn der Knabe den Göttern meines Volkes geweiht worden wäre, so wäre er nicht gestorben." Chlotilde wußte ihren
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